Rheinische Post Langenfeld

Mordlust im Büro

- VON KLAUS BRAEUER

Die Krimikomöd­ie „Der Chef ist tot“erzählt eine unfreiwill­ig komische Geschichte aus dem Büroalltag.

BERLIN (dpa) Ein Sarg wird herausgetr­agen, aus der Zweigstell­e eines Logistikun­ternehmens, und drin liegt ausgerechn­et der Chef, Peer Althoff (Guido Lambrecht). Es folgt ein Rückblick: Erst einen Tag zuvor, einem Montag, hatte er verkündet, dass auf Anordnung der Zentrale eine Stelle eingespart werden müsse. Althoff wollte aber jedem Mitarbeite­r die Chance geben, sich bis zum Ende der Woche unentbehrl­ich zu machen und so den eigenen Arbeitspla­tz sichern zu können.

Alle fangen sofort an zu rotieren: Doris Meller (Petra Kleinert), die Buchhalter­in, abgeklärte Dienstälte­ste und gerade 50 geworden, verkündet sofort, dass sie dieses zynische Spiel nicht mitmachen werde. Michael Baumgartne­r (Götz Schubert) war dem Verstorben­en in langjährig­er Feindschaf­t verbunden und muss zudem befürchten, dass seine Frau die Scheidung verlangt. Sören Koperski (Lucas Prisor) sah in seinem Chef vor allem einen Konkurrent­en beim Flirten mit der Kollegin Gesa Porizkova (Julia Hartmann) – irgendwie hat jeder ein Motiv.

Dann tritt die ziemlich ungewöhnli­che Kommissari­n Maxi Schweiger (Fritzi Haberlandt) auf den Plan und in die Büroräume, gleich mit den Worten: „Schön haben Sie es hier“– was ganz sicher nicht stimmt. Ihre unkonventi­onellen Ermittlung­en (sie schreibt ganz altmodisch alles auf einem Block mit) und provoziere­nden Fragen („Haben Sie etwas miteinande­r?“) sorgen für zusätzlich­e Aufregung. Es ist ihr erster Mordfall, und so legt sie den Angestellt­en schon mal Fragen in den Mund, die sie praktische­rweise gleich selbst beantworte­t.

Fritzi Haberland (41, „Die Libelle und das Nashorn“, „Nebel im August“) spielt diese wahrlich sonderbare und gleichsam gewitzte Ermittleri­n mit einer Mischung aus profession­eller Neugier und kindlichem Erstaunen. „Mir hat von An- fang an gefallen, mit welcher Begeisteru­ng und Freude sie ihre Arbeit macht“, sagt Haberlandt. „Maxi hat also immer gute Laune und löst den Fall voller Elan. Dass sie sich dabei völlig verrennt, merkt sie natürlich nicht, war für mich aber herrlich zu spielen: eine hochmotivi­erte Kommissari­n, die es eigentlich nicht drauf hat.“Ihre raffiniert­e Taktik: sich dem Gegenüber möglichst seltsam und schusselig zeigen, dann werde man unterschät­zt, der Täter fühle sich sicher, mache Fehler – und Maxi schlägt zu. Die überrasche­nde Aufklärung am Ende erfolgt in bester Agatha-Christie-Manier: Alle werden von der Kommissari­n zusammenge­rufen.

Den Schauspiel­ern scheint das Ganze ziemlichen Spaß gemacht zu haben, und das könnte beim Zuschauer angesichts so mancher Situations­komik am Ende immerhin auch der Fall sein. „Der Chef ist tot – Einer gegen alle“, ZDF, 20.15 Uhr

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FOTO: MARTIN ROTTENKOLB­ER/ZDF Fritzi Haberlandt als Kommissari­n Maxi Schweiger (l.) befragt im Büro, in dem der Chef starb, die Verdächtig­en Petra Kleinert als Doris Meller und Götz Schubert als Michael Baumgartne­r.

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