Rheinische Post Langenfeld

SPD vertut wichtige Chance für Schulz

- VON JAN DREBES SPD LEGT WAHLPROGRA­MM . . ., SEITE A 4 VON HORST THOREN CLAN-KRIMINALIT­ÄT: ES GEHT UM MACHT..., SEITE A 3 VON BIRGIT MARSCHALL BERLIN BLOCKIERT GRIECHEN-ENTLASTUNG, SEITE B 1

Bei der SPD ist man zu Recht stolz darauf, in der großen Koalition wesentlich­e Inhalte gegen die Union durchgeset­zt zu haben. Sie war dabei so erfolgreic­h, dass in Berlin bereits geunkt wurde, am Ende würde nichts für das neue Wahlprogra­mm übrig bleiben. Das liegt nun endlich vor. Doch die Parteiführ­ung um SPD-Chef Martin Schulz und Generalsek­retärin Katarina Barley hat bei der Präsentati­on eine wichtige Chance vertan. Auf 71 Seiten enthält das Programm die Leitlinien sozialdemo­kratischer Politik für die nächsten Jahre. Dafür wurde es lieblos präsentier­t.

Statt ein, zwei neue Details aus dem Hut zu zaubern, legten die Programmve­rantwortli­chen Barley, Fraktionsc­hef Oppermann und Ministerin Schwesig einen einstündig­en Schnelldur­chgang durch die Kapitel hin. Selbst der Schutz bedrohter Tier- und Pflanzenar­ten (so richtig der ist) fand Erwähnung. Zu den wesentlich­en Wahlkampft­hemen Rente und Steuern jedoch schweigen sich die Genossen weiter aus. Sie überlassen damit der Union ein wichtiges Spielfeld und bieten der Kanzlerin Gelegenhei­t zum ersten Aufschlag. Noch schwerer wiegt aber der Fehler, dass Martin Schulz am Montag zum eigenen Programm schwieg. So geht Offensive nicht. BERICHT

Clans Grenzen aufzeigen

Der scheidende Innenminis­ter Jäger hat stets bestritten, dass es No-Go-Areas gibt, in die sich die Polizei nicht traut. Unbestritt­en aber ist, dass in bestimmten Vierteln Clans das Sagen haben, die glauben, sich über das Recht stellen zu können. Wer sich dort einmischt oder anderer Meinung ist, wird schnell als Störenfrie­d wahrgenomm­en und nicht selten abgestraft. Spektakulä­res Opfer war jetzt eine Frau, die in Düsseldorf nach einem Verkehrsun­fall schlichten wollte. Sie liegt mit Nasenbeinb­ruch im Krankenhau­s. Zwei mutmaßlich­e Täter sind ermittelt. Die Bedrohung aber bleibt, denn die Gewaltbere­itschaft ist groß. Das Strafmaß schreckt kaum.

Um Polizisten, Feuerwehrl­eute und Sanitäter zu schützen, ist eine Verschärfu­ng der Strafgeset­ze auf den Weg gebracht. Davon profitiere­n aber nur Helfer im öffentlich­en Dienst, nicht hilfsberei­te Bürger. Hier ist eine Ausweitung erforderli­ch: Wer Zivilcoura­ge einfordert, muss Angriffe gegen helfende Zivilperso­nen schärfer bestrafen. Damit würden den gewaltbere­iten Clans neue Grenzen aufgezeigt. Diese Grenzen zu schützen, bleibt Aufgabe von Polizei und Justiz. BERICHT

Ach, Griechenla­nd

Griechenla­nd bekommt neue Hilfskredi­te, ist aber noch weit davon entfernt, wieder auf eigenen Beinen zu stehen. Wie das gelingen kann, darüber tobt seit Jahren ein Glaubenskr­ieg: Deutschlan­d mit Schäuble an der Spitze ist der Meinung, dass nur wirksam umgesetzte Strukturre­formen das Land fit machen. Der IWF und die Südländer dagegen meinen, das Land werde kaputtgesp­art.

Jeder Ökonomiest­udent lernt, dass beide Seiten recht haben. Funktionie­rende Märkte und Institutio­nen sind Voraussetz­ungen für Wachstum. Menschen, die Mut, Geld und Vertrauen haben, aber auch. Das Dumme bei Griechenla­nd ist nur: Es verschlepp­t die Reformen, die seine Eliten im Grunde ihres Herzens ablehnen, nimmt praktische Hilfe nicht an und verfügt deshalb noch immer nicht über funktionie­rende Strukturen etwa im Steuersyst­em. Ohne Härte der Geldgeber passiert in Griechenla­nd nichts. Es empfiehlt sich daher kein anderer als der Weg mit Zuckerbrot und Peitsche. Schäuble, der neue Schuldenna­chlässe blockiert, hat die besseren Argumente immer noch auf seiner Seite. BERICHT

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