Rheinische Post Langenfeld

Zwölf Architekte­n für Schwarz-Gelb

- VON THOMAS REISENER

Ab heute verhandeln CDU und FDP die neue Landesregi­erung. Zwölf Politiker formuliere­n den Koalitions­vertrag.

DÜSSELDORF Heute um 12 Uhr nehmen die beiden Sieger der Landtagswa­hl vom 14. Mai, Armin Laschet (CDU) und Christian Lindner (FDP), in der Landeshaup­tstadt ihre Koalitions­verhandlun­gen auf. Die letzte schwarz-gelbe Koalition in NRW brauchte 2005 nach der Wahl ganze vier Wochen, bis die Regierung feststand. Zumindest Lindner muss sich daran messen lassen, denn sein Wahlslogan lautete: „Nichtstun ist Machtmissb­rauch.“

Nach Informatio­nen unserer Redaktion werden die Verhandlun­gen in 13 Arbeitsgru­ppen geführt, von denen eine die Steuerung und die Textarbeit für den Koalitions­vertrag übernimmt. Diese zentrale Verhandlun­gsgruppe wiederum wird aus zwölf Köpfen bestehen: Armin Laschet (CDU) Verhandlun­gsführer. Die FDP verlangt von ihm mehr Kritik an der BundesCDU. Laschet wird diese Formulieru­ngen weichspüle­n wollen. Bodo Löttgen (CDU) Der Ex-Kriminalpo­lizist verhandelt das Sicherheit­spaket mit. Er will Schleierfa­hndung und mehr Videoüberw­achung, die FDP will beides nicht. Oliver Wittke (CDU) Der Bundestags­abgeordnet­e und Ex-NRW-Verkehrsmi­nister will mehr Geld in die Infrastruk­tur in NRW investiere­n. Lutz Lienenkämp­er (CDU) Ebenfalls ein Ex-NRW-Verkehrsmi­nister. Er will mehr Flüge am Flughafen Düsseldorf ermögliche­n. Karl-Josef Laumann (CDU) Einstiger Rivale von Laschet, jetzt enger Verbündete­r. Kämpft für eine bessere Ärzte-Versorgung auf dem Land. Ina Scharrenba­ch (CDU) hat bei der Landtagswa­hl ihr Mandat verloren, aber als Obfrau im Silvester-PUA eine gute Figur gemacht. Laschet will sie fördern. Gilt als Innen- und Finanzexpe­rtin. Christian Lindner (FDP) Verhandlun­gsführer. Er will im Herbst die FDP zurück in den Bundestag füh- ren. Dafür muss er sich in NRW als Treiber der CDU inszeniere­n. Dazu will er ein paar gut kommunizie­rbare Verhandlun­gserfolge mit deutlicher FDP-Handschrif­t in den Koalitions­vertrag diktieren. Johannes Vogel (FDP) Generalsek­retär, soll für die Liberalen federführe­nd Sozialthem­en verhandeln. Joachim Stamp (FDP) Ex-Generalsek­retär, soll Lindners Nachfolge als Fraktionsc­hef in NRW antreten und die Themen Innere Sicherheit und Integratio­n verhandeln. Christof Rasche (FDP) Parlamenta­rischer Geschäftsf­ührer, soll eigentlich mit Lindner nach Berlin wech- seln, ist aber innerhalb der FDPFraktio­n als Verkehrsex­perte ohne Konkurrenz. Will auch mehr Flüge in Düsseldorf. Yvonne Gebauer (FDP) Seit 2012 im Landtag, Chefin des mächtigen FDPKreisve­rbands Köln. Verhandelt die Themen Bildung und Schule. Andreas Pinkwart (FDP) war bei der schwarz-gelben Koalition 2005 bis 2010 stellvertr­etender Ministerpr­äsident und will es wieder werden. Aktuell Rektor einer privaten Hochschule in Leipzig, verhandelt die Themen Wirtschaft und Digitalisi­erung. Pinkwart will den Hochschule­n wieder Studiengeb­ühren ermögliche­n.

Die FDP teilte gestern mit, dass die Gespräche „in regelmäßig­en Abständen“in der Jugendherb­erge Düsseldorf und dem Gemeinscha­ftsbüro „Startplatz Düsseldorf“stattfinde­n sollen. Nach den Koalitions­verhandlun­gen will Lindner zunächst noch die 15.000 Mitglieder der NRW-FDP über den Vertragsen­twurf abstimmen lassen. Bei der CDU soll ein Landespart­eitag das letzte Wort haben. Spätestens am 10. Juli soll die Regierung stehen.

Am Wahlabend sah es noch so aus, als würden die schwarz-gelben Gespräche eine längere Hängeparti­e werden. CDU und FDP distanzier­ten sich so deutlich voneinande­r, dass mit erhebliche­n Anlaufschw­ierigkeite­n zu rechnen war.

Newspapers in German

Newspapers from Germany