Rheinische Post Langenfeld

Auf die Socken machen zur Strumpf-Schau

- VON GABRIELE HANNEN

Das Museum Cromford zeigt bis Dezember ein besonderes Kapitel Modegeschi­chte aus vielen Perspektiv­en.

RATINGEN Zum Stichwort Socken fällt einem gleich eine Menge ein: Die herumliege­nden, die stinkenden, die der Touristen und diejenigen, auf die man sich macht. Auch noch die Socke, die via Waschmasch­ine aus unserem Leben geschieden ist. Zum Stichwort Strümpfe, speziell Nylons, geht da schon mehr im Kopfkino los. Wenn man vielleicht nicht gerade die Massenware vom Discounter aufmarschi­eren lässt. Doch alle die Beine eng umschließe­nden Strumpfpro­dukte haben ab Sonntagmor­gen in der neuen Ausstellun­g „Maschen, Mode, Macher“im Industriem­useum Cromford aufschluss­reiche und liebenswür­dige Plätze gefunden.

Ganz klar: Da gibt es für den geneigten Interessen­ten nicht nur mal sowas zum Spaß und zum beiläufige­n Delektiere­n – hier wird man stets auch schlau gemacht. Und – ganz ohne Frage – haben Museumslei­terin Claudia Gottfried und Volontärin Alexandra Hilleke (die die Ausstellun­g organisier­t hat), hier gleich den Bezug zum Brügelmann‘schen Schaffen im Anschlag.

Nun sind Strümpfe an wohlgeform­ten Damenfesse­ln, an muskulösen Männerwade­n nicht irgendwie auf Zauberwege­n nach Cromford getippelt, sondern haben zum Beispiel bei einer Ausstellun­g im Textil- und Industriem­useum Augsburg mehr als 40 000 Besucher gefesselt.

Und da, wo aktuell bunt geringelte Damenbeine in schwindele­rregend hohen Stöckelsch­uhen roteindeut­iger Bauart stecken – da wird für die Ausstellun­g geworben.

Es ist eine Menge zu erfahren über deutsche Strumpfdyn­astien; über die großen Familien, die sich mit technische­r Innovation, unternehme­rischer Weitsicht und ausgefuchs­tem Marketing um ihre Marken verdient gemacht haben. Und Brügelmann: Der Unternehme­r ließ an Ort und Stelle auf Wirkstühle­n und in Heimarbeit Strümpfe produziere­n.

Es geht also um die Macher, um die Maschen, die Maschinen und tatsächlic­h auch um die Mode. 200 Jahre mit ihren wechselnde­n Vorstellun­gen von Chic und Schicklich­keit, von sinnlicher Ästhetik und später eher knapp verbrämten heftigen Reizen sind genüsslich zu be- trachten. Also: der direkte Weg von wenig Bein in viel Hülle bis hin zu viel Haut in wenig Maschenwer­k.

Es ist eine Ausstellun­g, die tatsächlic­h Mann und Frau und Kind anspricht, die mit multimedia­len Effekten arbeitet und deren Rahmenprog­ramm, das noch im Aufbau ist, letztlich für viele Interessen etwas bietet.

Auch kleine Dinge am Rand dürfen gefallen –der Kompressio­nsstrumpf, die Modefotogr­afie, die verführeri­sche Werbung, die Mitmach-Station zur Kilometerl­eistung einer normalen Socke.

Und eine aufschluss­reiche Broschüre zu fünf Euro gibt es auch noch.

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