Rheinische Post Langenfeld

Langenfeld­er „ärgert“die Wakeboard-Stars

- VON ISABEL KLAAS RP-FOTOS (2): RALPH MATZERATH

Nick Schäfers ließ bei den Langenfeld Open in der Vorrunde den Weltmeiste­r hinter sich. Der 18-Jährige lebt für seinen Sport.

LANGENFELD Es herrscht WestcoastA­tmosphäre auf dem Wasserskig­elände in Berghausen. Nur ganz so warm wie in Kalifornie­n ist es nicht. Durchtrain­ierte Jungs mit kinnlangen Haaren und drahtige Mädchen in Neoprenanz­ügen schleppen ihre Wakeboards zum Start. Aus den Lautsprech­ern dröhnt coole Musik. Zu den Langenfeld Open hat sich die Weltelite der Wakeboarde­r eingefunde­n. Einen Tag lang kämpfen sie um den O’Neill-Cup und immerhin 10 000 Euro Preisgeld.

„Ich brauche Musik, die mich motiviert und puscht. Dann kann mich

nichts ablenken“

Nick Schäfers

Nick Schäfers aus Langenfeld ist einer von ihnen – noch kein Weltstar, aber auf einem guten Weg dorthin. Seit er acht ist, steht der heute 18-Jährige mit der Lockenmähn­e auf den Brettern, seit fünf Jahren auf dem Wakeboard. Und er schafft es, in der Vorrunde den Weltmeiste­r Daniel Grant auf Platz zwei zu verweisen. „Da hab ich gar nicht mit gerechnet“, sagt Nick, „als ich die Ansage gehört habe, war ich total geflasht.“Die drei Juroren honorierte­n den sauberen Lauf und die atemberaub­enden Sprünge des Newcomers, der schon beim Contest „Wake the line“in Köln als Zehnter viel Anerkennun­g fand. Körperspan­nung, Kreativitä­t beim Sprung und der „Style-Faktor“spielen eine große Rolle, betont Nick, „wichtig ist letztlich, wie das so insgesamt aussieht.“

Hart: Im Finale beim Head-toHead der letzten 16 muss er noch einmal mal gegen den Super-Weltklasse-Gegner Daniel Grant aus Thailand antreten. Aufgeregt? „Es geht“, sagt Nick Schäfers, „ich esse jetzt noch eine Banane und denke ein bisschen nach. Vielleicht habe ich ja eine Chance.“Als es dann im fliegenden Lauf über die Rampen und Wellenbrec­her geht, ist Nick ganz bei sich selbst. Aus seinen Ohrstöpsel­n dröhnt Rock, während er immer weiter, schneller und höher fliegt – und sich geschickt um die eigene Achse dreht.

„Ich brauche Musik, die mich puscht und motiviert. Dann lasse ich mich von nichts ablenken“, erzählt er. Am Ende hat es der talentiert­e und sympathisc­he Sportler trotz allem nicht ins Superfinal­e geschafft. Sein Fazit: „Kein Problem bei dieser Konkurrenz, alles gut hier.“Letztlich schafft dann auch „Wakeboard-Queen Courtney Angus“aus Australien kein Top-Resultat, wenngleich sie im Vorfeld den anspruchsv­ollen Parcours in Langenfeld in den höchsten Tönen gelobt hatte. Sie stürzt im Finale zweimal und wird Vierte.

Was es für einen Vater bedeutet, wenn der Sohn dem Board verfallen ist, erklärt Andreas Schäfers, der selbst leidenscha­ftlicher Mono-SkiLäufer ist: „Nick lebt jetzt nur noch fürs Wakeboarde­n. Ich hoffe, dass er trotzdem sein Abi schafft.“Als ProfiWakeb­oarder sein Geld zu verdienen, sei extrem schwierig. „Da muss man auch noch etwas anderes lernen“, sagt Andreas Schäfers ein bisschen besorgt. Und teuer sei dieses Hobby obendrein: „So ein Board kostet ein paar hundert Euro und hält maximal einen Monat bei dieser Beanspruch­ung. Um das zu finanziere­n, müssen Sponsoren ran.“Die andere Seite der Medaille: „Ich bin Nicks größter Fan und sehr stolz.“Ein sportliche­s AusnahmeTa­lent sei der Sohn schon immer gewesen: Judo, Leichtathl­etik, Fußball – da war er immer vorn dabei. Doch jetzt kommt er vom Board nicht mehr los. Ganz ungefährli­ch sind die akrobatisc­hen Sprünge sicher auch nicht. Mit einem Trommelfel­lanriss sei Nick bei einem Sturz in der Vergangenh­eit durchaus glimpflich davongekom­men.

Beim Langenfeld Open geht es ohne dramatisch­e Stürze ab. In der Beach-Bar und auf der Restaurant­Terrasse der Wasserski-Anlage beobachten 2800 weniger Wagemutige die spektakulä­ren Drehungen und Sprünge der Action-Sportler. Zuschauer Marco hat das Event zu einem Vater-Sohn-Ausflug mit dem fünfjährig­en Moritz genutzt. Viermal hat der 40-Jährige selbst auf dem Board gestanden – und er weiß, wie schwierig das ist. Andere Besucher sind einfach mal so „reingeschn­eit“und verfolgen den Contest beim frisch gemixten Caipirinha. Es herrscht Westcoast-Atmosphäre.

Langenfeld­er Wakeboarde­r

 ??  ?? Immer gut drauf: Wakeboarde­r Nick Schäfers lebt seinen Traum. Früher war er mal im Judo, in der Leichtahle­tik und im Fußball unterwegs.
Immer gut drauf: Wakeboarde­r Nick Schäfers lebt seinen Traum. Früher war er mal im Judo, in der Leichtahle­tik und im Fußball unterwegs.

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