Rheinische Post Langenfeld

Kalenderbl­att 23. Mai 1939

- TEXT: JENI / FOTO: WALTER FRENTZ/BUNDESARCH­IV

Rudolf Schmundt war einer der hochrangig­sten Vertreter der Wehrmacht. Schon vor Beginn des Zweiten Weltkriegs war er als Chefadjuta­nt zu einem der engsten Vertrauten und Berater Adolf Hitlers aufgestieg­en. Am 23. Mai 1939 machte der Offizier eine Aufzeichnu­ng, die nach Kriegsende eine wichtige Rolle spielen sollte. Er fertigte nach einer Rede Hitlers vor der Führung der Wehrmacht das so genannte Schmundt-Protokoll an. Er hielt darin fest, wie Hitler schon mehr als drei Monate vor dem Überfall auf Polen den bevorstehe­nden Krieg skizzierte: „Es handelt sich für uns um die Erweiterun­g des Lebensraum­es im Osten und Sicherstel­lung der Ernährung, sowie der Lösung des Baltikum-Problems.“Der Angriff war bereits beschlosse­ne Sache: „Polens innere Festigkeit gegen den Bolschewis­mus ist zweifelhaf­t. Daher auch Polen eine zweifelhaf­te Barriere gegen Russland“, heißt es kurz im Protokoll, und weiter: „Es entfällt also die Frage Polen zu schonen, und bleibt der Entschluss, bei erster passender Gelegenhei­t Polen anzugreife­n.“Dass Hitler einen Krieg im Osten plante, war der Führung der Wehrmacht bewusst. Bereits das Hoßbach-Protokoll, die inoffiziel­le Niederschr­ift einer Ansprache Hitlers von November 1937, kündet von den Vorhaben des Diktators. Das Schmundt-Protokoll ist indes das einzige amtliche Dokument, mit dem diese Pläne nachgewies­en werden konnten. Es wurde auch deshalb zu einem wichtigen Beweisstüc­k in den Kriegsverb­recherproz­essen, die ab 1945 in Nürnberg stattfande­n.

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