Rheinische Post Langenfeld

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Ein Billig-Spielplatz erregt die Gemüter

Der Nachwuchs ist uns lieb und teuer, davon können gerade Eltern ein Lied singen. So ein Spielturm im heimischen Garten zum Beispiel mit Schaukel, Rutsche und Kletterwan­d kostet locker über 1000 Euro, selbst wenn Vater und Großvater alles in tagelanger Heimwerker­ei selbst zusammendü­beln. Auf einem öffentlich­en Spielplatz würde das Konstrukt mit Sicherheit keinen Sommer überleben. Da verwundert es kaum, dass die hierfür konstruier­ten, sehr viel robusteren Anlagen oft mit mehreren zehntausen­d Euro zu Buche schlagen.

Für viele Unternehme­r, die sich zu einem Spielplatz-Bau gezwungen sehen, ist die Anlage vor allem ein Kostenfakt­or – auch das erstaunt nicht. Dennoch reibt man sich gelegentli­ch die Augen, wofür sich manch ein Pflichterf­üller nicht zu schade ist. So hatte ich am vorigen Wochenende das Vergnügen mit einem Campingpla­tz im Oberbergis­chen. Traumhaft schöne Talsperre. Aber der eine Spielplatz! Zwei Hälften, je einen Autostellp­latz groß, dazwischen die Parkplatz-Straße, drumherum nur Autos. Verblüffen­d: Schaukel und Rutsche wurden trotzdem genutzt.

Eine ähnlich kümmerlich­e Spielplatz-Idee erregte in dieser Woche auch die Gemüter im Langenfeld­er Jugendhilf­e-Ausschuss.Gegenstand des Unmuts: der Plan eines Bauträgers für einen 200-Quadratmet­erSpielpla­tz am Neubaugebi­et Kurfürsten­weg in Immigrath. Der städtische Spielplatz­experte Patrick Sahm wollte die Skizze der Firma erst gar nicht präsentier­en, so peinlich fand er’s. Ein mickriges Kletterger­üst, zwei Wipptiere, dazu am Rand des Neubaugebi­ets, gleich an der Hauptzugan­gsstraße gelegen.

Der Bauunterne­hmer musste bereits nacharbeit­en, versichert­e Sahm: Jetzt kommen auf den Spielplatz ein Spielturm mit Rutsche, eine Doppelscha­ukel und ein Sandkasten – Langenfeld­er Mindeststa­ndard. Dennoch schäumten die Ausschussm­itglieder: Mieser Standort am Straßenran­d! Zum Fremdschäm­en! Immer wieder diese alte Kiste mit solchen faulen Spielplatz-Eiern!

Der Ausschussv­orsitzende Jürgen Brüne (CDU) will das Ärgernis nun mitnehmen in die nächste Ratsfrakti­onsvorsitz­endenrunde: Wie können wir sicherstel­len, dass Spielplätz­e frühzeitig, nämlich im städtische­n Planungsau­sschuss, die Priorität bekommen, die ihnen gebührt? Auf die Antwort dürfen nicht nur die Vertreter des Jugendhilf­e-Ausschusse­s gespannt sein. THOMAS.GUTMANN@RHEINISCHE­POST.DE

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