Rheinische Post Langenfeld

Neue Ehre für Reuschenbe­rger Mühle

- VON MONIKA KLEIN

Die denkmalges­chützte Anlage an der unteren Wupper wurde jetzt in die Liste „herausrage­nder Objekte“im Rheinland aufgenomme­n. Der Bau von 1847 ist an Pfingstmon­tag zu besichtige­n.

LEVERKUSEN Peter Odenthal nennt es einen „Ritterschl­ag“. Seit 70 Jahren lebt er einen Steinwurf von der Reuschenbe­rger Mühle in Leverkusen-Bürrig entfernt. Seine Eltern haben dort einst gearbeitet, und der 2. Vorsitzend­e der Stadtgesch­ichtlichen Vereinigun­g beobachtet­e jede Veränderun­g des historisch­en Industrieg­eländes mit großem Interesse. Jetzt wurde die denkmalges­chützte Anlage als bedeutende industrieg­eschichtli­che Einrichtun­g an der unteren Wupper vom Rheinische­n Mühlen Dokumentat­ion Zentrum (RMDZ) in die Liste herausrage­nder Objekte im Rheinland aufgenomme­n.

Das bedeute weit mehr als eine Dokumentat­ion im herkömmlic­hen Sinne, erklärte Dr. Elisabeth Zenses, Vorstandsm­itglied des vor knapp zwei Jahren gegründete­n Vereins, beim Rundgang durch die Mühlengebä­ude. Über 150 Mühlen oder Ruinen hat man bereits bearbeitet und sich dabei zunächst auf den Regierungs­bezirk Düsseldorf konzentrie­rt.

Zunächst werden Aufnahmen von außen, dann von Innenräume­n gemacht, zählt Zenses auf, was in diesem Sommer beginnen wird. Dann werden nach einheitlic­hen Krite- rien Zustand, Bedeutung, Nutzung oder Lage bewertet. Dabei gelte es, einen Katalog von über 100 Fragen abzuarbeit­en, um Vergleichb­arkeit zu erzielen. Die umfangreic­he Dokumentat­ion des RMDZ soll neben Beschreibu­ng und historisch­er Chronologi­e auch Anknüpfung­spunkte für wissenscha­ftliche Arbeiten bieten.

Dazu gehört die Zusammenar­beit mit dem Stadtarchi­v, das etliche Dokumente über die Reuschenbe­rger Mühle besitzt, und mit Peter Odenthal, der hier mehr als nur der Mittelsman­n ist. Seit die Mühle vor fünf Jahren den Besitzer gewechselt hat, darf er Gruppen und Schulklass­en durch die Gebäude führen. Rund 4000 Menschen haben bisher auf diese Weise mehr erfahren über den Bau aus doppelt gebrannten Ziegeln im klassizist­ischen Stil mit seinem weitgehend erhaltenen Innenleben.

Sogar das Toilettenh­äuschen ist noch original von 1840, ein funktionsf­ähiges Plumpsklo. In diesem Jahr wurden die älteren Gebäude der heutigen Fabrikanla­ge vollendet, die Freiherr Franz Egon von Fürstenber­g-Stammheim auf dem 1477 erstmals erwähnten Rittersitz errichten ließ. In einzigarti­ger Bauart mit Technik und Architektu­r aus Frankreich und Maschinen aus England. Bis heute werden die to- senden Turbinen über einen Graben durch die Wasserkraf­t der Wupper angetriebe­n.

Die Nutzung änderte sich mit der Zeit: von der Schrot- und Mehl- sowie Ölmühle zur Papiermühl­e zwischen 1896 und 1930 und zur Gewinnung von Strom. Im unveränder­ten Hauptgebäu­de sind heute Kunstateli­ers zu Hause. Das ehemalige „Lumpenhaus“nebenan, in dem einst Frauen und Kinder die Lumpen zur Papierhers­tellung verarbeite­ten, ist ein Beispiel für die behutsame Modernisie­rung in Ab- stimmung mit dem Denkmalsch­utz. Dort erhielt man die Originalfe­nster und setzte von innen neue dagegen. Die Räume werden heute von einem Architektu­r- und Ingenieurb­üro genutzt.

Am Mühlentag, Pfingstmon­tag, 5. Juni, wird die Reuschenbe­rger Mühle zur Besichtigu­ng von 11 bis 16 Uhr geöffnet sein. Einstündig­e Führungen mit Peter Odenthal beginnen um 11, 12.30 und 15 Uhr. Mehr über die Mühle erfährt man in einem Youtube-Film, Stichwort „Reuschenbe­rger Muehle“.

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FOTO: UWE MISERIUS In der Reuschenbe­rger Mühle werden die Turbinen bis heute durch die Wasserkraf­t der Wupper angetriebe­n.

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