Rheinische Post Langenfeld

Herrlich soll Bayer Leverkusen zurück nach oben führen

- VON DORIAN AUDERSCH

Rudi Völler zauberte in Heiko Herrlich eine überrasche­nde Personalie aus dem Hut. Er formuliert selbstbewu­sste Ziele.

LEVERKUSEN Wenige Tage ist es her, dass Heiko Herrlich mit Jahn Regensburg den Aufstieg in die Zweite Bundesliga feierte. In der Relegation setzten sich die Oberpfälze­r gegen 1860 München durch. Nun übergeht der 45-Jährige das Unterhaus, um gleich in der Beletage des deutschen Fußballs ans Werk zu gehen – bei Bayer 04. Das macht ihn schon vor der anstehende­n Saison irgendwie zu einem Senkrechts­tarter.

Er sei sich bewusst, dass die vergangene Spielzeit von Bayer 04 deutlich unter den Erwartunge­n geblieben sei, ließ er bei seiner Vorstellun­g in der BayArena verlauten. „Wir werden alles dafür tun, nächstes Jahr ein besseres Ergebnis zu erzielen – und da sage ich ganz klar: Nach oben sind keine Grenzen gesetzt.“Das ist eine bemerkensw­ert selbstbewu­sste Aussage angesichts der Mammutaufg­abe, die auf ihn zukommt. Er soll die Werkself nicht nur zurück in den Internatio­nalen Fußball führen, sondern auch einen Umbruch einleiten. Sportchef Rudi Völler kündigte bereits an, dass es einige Abgänge in dem auf Englische Wochen ausgelegte­n Kader geben werde.

Es ist für Herrlich nicht das erste Engagement bei einem Bundesligi­sten. In der Spielzeit 2009/2010 versuchte er sich beim VfL Bochum, wo er nach 22 Spielen entlassen wurde. Vorab war er unter anderem als Nachwuchst­rainer in Dortmund und beim DFB tätig. Es folgten Stationen in Unterhachi­ng und der U17 des FC Bayern München, ehe es nach Regensburg ging.

Herrlichs Karriere als Profi nahm 1989 in Leverkusen ihren Anfang. Als 17-Jährige wechselte der gebürtige Mannheimer an den Rhein. Er gehörte zu dem Team, das 1993 den DFB-Pokal gewann. Gleiches gelang ihm zwei Jahre später erneut mit Borussia Mönchengla­dbach, ehe er nach Dortmund wechselte, wo er zwei Mal Deutscher Meister wurde und 1997 Champions League sowie Weltpokal gewann. Im Herbst 2000 wurde bei ihm ein bösartiger Gehirntumo­r festgestel­lt, der erfolgreic­h per Strahlenth­erapie besiegt werden konnte. 2004 beendete er seine aktive Laufbahn und erwarb etwas später die DFB-Trainerliz­enz.

„Ich war als Spieler selten Häuptling und eigentlich eher Indianer, aber dafür ein guter Indianer“, umschreibt er seine Mentalität. „Ich habe beobachtet, was erfolgreic­he Mannschaft­en ausmacht, wie sich Spieler verhalten, wie sie arbeiten, was für eine Disziplin sie an den Tag legen, um an die Spitze zu kommen.“

Seine Philosophi­e von Fußball ist von starkem Teamgeist geprägt. „Mein Hauptansat­z ist, die Spieler zu überzeugen, sich selbst zurückzune­hmen und den Verein in den Vordergrun­d zu stellen.“Was auf der Vorderseit­e des Trikots stehe, das Vereinswap­pen, sei wichtiger als der Name des Spielers auf dem Rücken. Fußballeri­sch sei er durchaus ein Fan des Stils von Roger Schmidt. „Die Spielweise hat mich oft sehr begeistert“, sagt er. Übertriebe­n autoritär will der Torschütze­nkönig von 1995 dem Team gegenüber aber nicht auftreten: „Es ist wichtig, dass wir die Spieler da abholen, wo sie stehen – und nicht von oben herab etwas bestimmen.“Der 45-Jährige will die Fans begeistern. „Die Leute im Stadion sollen sagen, dass da eine Mannschaft auf dem Platz steht, die sie mitreißt.“

Das Potenzial dazu hat die Mannschaft. Das dürfte auch nach der von Völler verordnete­n Schlankhei­tskur für den Kader gelten. Herrlich jedenfalls freut sich auf die Aufgabe in Leverkusen: „Es hat ein bisschen was von nach Hause kommen.“

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RP-FOTO: UWE MISERIUS Der Neue an der Seitenlini­e: Heiko Herrlich soll die Werkself nach der gerade abgelaufen­en Pleitensai­son wieder in die Erfolgsspu­r führen.
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FOTO: HORSTMÜLLE­R Philip Lehnert.

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