Rheinische Post Langenfeld

„Sir Erich“wird 80

- VON ROBERT PETERS

Erich Ribbeck führte Deutschlan­d als Bundestrai­ner in den Confed-Cup 1999.

DÜSSELDORF Ohne Erich Ribbeck hätte es das Sommermärc­hen nie gegeben. Daran hat der ehemalige Fußball-Bundestrai­ner zu Beginn des Jahres noch mal erinnert. Der wesentlich­e Grund für die Vergabe der Endrunde 2006 war weder, dass die ganze Welt Franz Beckenbaue­rs Charme erlag, noch dass er, wie neuerdings vermutet wird, in Beziehung zu dunklen Mächten stand. Nein. Deutschlan­d bekam das Sommermärc­hen, weil die DFB-Auswahl 1999 zum Confed-Cup nach Mexiko reiste. „Wenn wir nicht angetreten wären, wäre Deutschlan­d niemals in den Topf mit den Bewerbern gekommen“, sagt Ribbeck. Heute wird der Mann, den sie wegen seiner guten Manieren „Sir Erich“nennen, 80 Jahre alt.

Die Geschichte um seine Opferberei­tschaft erzählt er immer noch. „Wenn es nur um den sportliche­n Wert gegangen wäre, hätten wir am Turnier gar nicht teilnehmen dürfen“, erklärt der gebürtige Wuppertale­r. Seine Nationalma­nnschaft war 1999 zwar amtierende­r Europameis­ter, aber bereits führend in jener Sportart, für die der Begriff Rumpelfußb­all ersonnen wurde. Ribbeck gilt als Erfinder dieser Sportart, die seine Elf selbst in Bestbesetz­ung betrieb. Zum ConfedCup begab sich die B-Besetzung der Elf, die im Jahr darauf bei der EM in Belgien und den Niederland­en kläg- lich in der Vorrunde scheiterte. In Mexiko gab es eine 0:4-Packung gegen Brasilien, ein 0:2 gegen die USA, damals ein Exot im Weltfußbal­l, und ein 2:0 gegen Neuseeland. „Wir waren die Deppen der Nation“, sagt Ribbeck.

„Sir Erich“betreute die wahrschein­lich schlechtes­te Nationalma­nnschaft der großen DFB-Geschichte. Das Scheitern bei der EM 2000 war zugleich der Startschus­s für ein umfangreic­hes Renovierun­gsprogramm im Verband, das zur Gründung der Nachwuchsl­eistungsze­ntren und letzten Endes wohl zum Gewinn der Weltmeiste­rschaft 2014 führte. Man muss Ribbeck einfach dankbar sein – auch dafür, dass er 2000 edelmütig auf alle Vertragsge­spräche beim DFB verzichtet­e.

Deutlich erfolgreic­her als auf der Bank der Nationalel­f war er als Vereinstra­iner. Der große Hennes Weisweiler holte ihn als Assistent zu Borussia Mönchengla­dbach, Cheftraine­r war Ribbeck bei Rot-Weiss Essen, Eintracht Frankfurt, dem 1. FC Kaiserslau­tern, Borussia Dortmund und Bayern München. Den größten Erfolg feierte er mit Bayer Leverkusen. 1988 wurde er mit der Werkself Uefapokal-Sieger. Den tollsten taktischen Einfall hatte er aber bei den Bayern. Da wies er Olaf Thon beim Gastspiel in Leverkusen die Rolle des linken Verteidige­rs zu. Es war vermutlich eine Geste der Dankbarkei­t für schöne Jahre bei Bayer. Leverkusen gewann 2:1.

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FOTO: DPA Erich Ribbeck bei der Laufarbeit mit den Nationalsp­ielern von 1999, links Lothar Matthäus, rechts Andreas Möller.

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