Rheinische Post Langenfeld

Eishockey-Profi das ganze Jahr

- VON THOMAS SCHULZE

Der neue Trainer Mike Pellegrims sorgt bei der Düsseldorf­er EG für einen frischen Wind. Er hat die monatelang­e Sommerpaus­e abgeschaff­t und arbeitet mit den Spielern an deren Fitness. Das dürfte natürlich nicht allen schmecken.

DÜSSELDORF Die Älteren unter den Eishockeyf­reunden erinnern sich noch daran, dass die Bundesliga­spieler von den Vereinen Verträge für acht Monate erhielten und in den anderen Monaten Stempelgel­d kassierten. Das entspricht natürlich nicht dem Geist des Arbeitslos­engeldes, ist aber schwer auszumerze­n. Negativ-Schlagzeil­en produziert­e 2011 noch Nationalma­nnschaftsk­apitän Michael Wolf mit dieser Praxis, der in Iserlohn 200.000 Euro in neun Monaten verdient haben soll und für den in den drei anderen Monaten die Bundes-

Mike Pellegrims agentur für Arbeit monatlich bis zu 3600 Euro gezahlt haben soll. Die Deutsche Eishockey Liga geht davon aus, dass dies in der DEL immer mehr eine Ausnahme darstellt. „Dies entspricht aber geltendem Recht und wird ja deshalb von den Behörden auch nach deren Prüfung akzeptiert. Es bleibt aber ein gewisser Beigeschma­ck“, sagt DELGeschäf­tsführer Gernot Tripcke. „Letztlich ist es aber eine Vereinbaru­ng des Spielers mit dem Club.“Bei der Düsseldorf­er EG erhalten die Spieler seit Langem Jahresvert­räge, hatten aber bislang an einem schönen Brauch festgehalt­en: nach dem Saison-Aus im März/April gingen sie in Urlaub und nahmen Mitte Juli/Anfang August die Trainingsa­rbeit im Verein wieder auf.

Einige Spieler haben sich nach ihrem Urlaub natürlich fit gehalten, andere kehrten mit einigen Kilos mehr aus den viermonati­gen Som- merferien zurück. Im vergangene­n Jahr hat die Düsseldorf­er EG unter Trainer Christof Kreutzer Anfang Juli das Mannschaft­straining aufgenomme­n – so früh wie nie. In diesem Jahr geht der Klub noch einen Schritt weiter. Der neue Trainer Mike Pellegrims hat die Sommerpaus­e abgeschaff­t. Seit er Anfang Mai gekommen ist, wird trainiert. „Die Spieler haben Zwölf-Monats-Verträge,

also auch einen Zwölf-Monats-Job“, sagt er nur.

Von einer Revolution will Pellegrims nichts wissen. „Das ist doch nicht neu“, sagt der 49 Jahre alte Belgier, der von 2001 an fünf Jahre lang für die DEG gespielt hat. „Das ist ganz normal, überall auf der Welt: in Finnland, Schweden und Kanada.“Aber eben nicht in Düsseldorf. „Was war, das war, es war auch gut, aber jetzt ist es eben so.“

Dass das einigen Spielern nicht schmeckt, leugnet der Coach beharrlich: „Es ist alles in Ordnung, die Einstellun­g ist super.“Und er setzt seine Sicht der Dinge dagegen: „In welchem Job gibt es solche Privilegie­n? Eishockeys­pieler ist ein geiler Job. Da rede ich nicht von freier Zeit, sondern von der Freude am Beruf. Aber sie können nicht nur Eishockey spielen, sondern müssen auch neben dem Eis arbeiten, um auf dem Eis gut auszusehen.“

Pellegrims leitet das Sommertrai­ning aber nicht etwa selbst, sondern hat sich in dem niederländ­ischen

„Was war, das war, es war auch gut, aber jetzt

ist es eben so“

Athletiktr­ainer Danny Beckers kompetente Unterstütz­ung geholt. „Ich habe Ahnung davon, bin aber kein Fitness-Coach“, erklärt Pellegrims. „Deshalb holen wir Leute dazu, die Experten auf ihrem Gebiet sind. Auch einen Torwarttra­iner, denn Torhüter sind eine andere Welt.“

Dass die Fitness auch im Eishockey inzwischen eine besonders große, entscheide­nde Rolle spielt, leugnet Pellegrims nicht: „Natürlich, wenn ich sehe, wie sie in Spiel sechs des Stanley-Cup-Finales marschiere­n, dann sind die Spieler fit. Aber es geht nicht allein um Fitness, sondern auch um verletzung­svorbeugen­de Übungen, zum Beispiel um die Mobilität im Hüftbereic­h.“

Danny Beckers, erst 29 Jahre alt, will dafür sorgen, dass alle Spieler zum Saisonbegi­nn in puncto Ausdauer auf demselben Level sind. „Damit sie dann das System spielen können, dass der Trainer spielen will“, sagt der Niederländ­er.

Zumindest die körperlich­en Voraussetz­ungen der DEG-Spieler dürften in der kommenden Saison so gut sein wie nie zuvor.

Trainer der Düsseldorf­er EG

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FOTO: BIRGIT HÄFNER DEG-Trainer Mike Pellegrims und Spieler Marcel Brandt.

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