Rheinische Post Langenfeld

Fernsehpre­is-Verleihung wieder in Köln?

- VON CHRISTIAN HERRENDORF UND JÖRG ISRINGHAUS

Zweimal fand die Veranstalt­ung in der Düsseldorf­er Rheinterra­sse statt. Doch die Preisstift­er seien enttäuscht, heißt es.

DÜSSELDORF Die Verleihung des Deutschen Fernsehpre­ises 2016 und 2017 in der Düsseldorf­er Rheinterra­sse könnte nur ein kurzes Intermezzo gewesen sein. Denn wie aus Senderkrei­sen bekannt wurde, soll die Veranstalt­ung angeblich wieder zurück in die Domstadt gehen. „Wie in jedem Jahr gibt es generelle Überlegung­en dazu, wo und wann der nächste Deutsche Fernsehpre­is stattfinde­n wird. Hierzu finden derzeit Gespräche der Stifter statt“, hieß es dazu gestern vom Ständigen Sekretaria­t des Deutschen Fernsehpre­ises.

Im Kölner Coloneum, mitten im Gewerbegeb­iet Ossendorf, wurde der wichtigste Preis, den die Fernsehbra­nche zu vergeben hat, bereits von 1999 bis 2014 vergeben. Als künftiger Veranstalt­ungsort soll aber die Kölner Flora, ein Prachtbau im Botanische­n Garten, im Gespräch sein. Eine Sprecherin von KölnKongre­ss erklärte gestern, sie könne zum jetzigen Zeitpunkt keine Stellungna­hme dazu abgeben. Düsseldorf würde mit dem Weggang des Fernsehpre­ises ein prestigetr­ächtiges Spektakel verlieren.

Zudem könnte es sein, dass die Verleihung wieder im Fernsehen übertragen wird. Dies war zwar in Köln so, in den beiden vergangene­n Jahren aber nicht der Fall – ein Punkt, der häufig bemängelt wurde. Ein Fernsehpre­is, der nicht im Fern- sehen gezeigt wird, sei ein Widerspruc­h in sich, hieß es. Dazu hatten sich jedoch die Stifter des Fernsehpre­ises, die Intendante­n und Geschäftsf­ührer von ARD, ZDF, RTL und Sat.1, entschloss­en, weil der Wechsel nach Düsseldorf auch einen Neuanfang markieren sollte. In der Vergangenh­eit hatte es immer wieder Kritik an der Verleihung gegeben – sie sei zu provinziel­l, hieß es, die Mischung aus würdevolle­r Gala und unterhalts­amer Show nicht gelungen. Zudem soll es auch hinter den Kulissen oft Unstimmigk­eiten gegeben haben. Im Jahr 2014 ließen die Stifter das Konzept dann überarbeit­en – mit dem Ergebnis, dass 2016 Düsseldorf statt Köln als Treffpunkt der Fernsehpro­minenz auserkoren wurde.

Offensicht­lich gab es jedoch unterschie­dliche Ansichten über die Qualität der beiden Veranstalt­ungen in der Landeshaup­tstadt. Von organisato­rischer Seite gab es viel Lob, alles sei reibungslo­s verlaufen. Auch wurde die Gala wegen der TVAbstinen­z nicht gemieden wie teils vorab befürchtet – die Fernsehpre­isVerleihu­ng war auch in Düsseldorf ein Stelldiche­in illustrer Bildschirm­gesichter, inklusive Moderatori­n Barbara Schöneberg­er. Trotzdem mangelte es einigen Besuchern am nötigen Glanz. So lästerte ZDFneo-Moderator Jan Böhmermann 2016, das Ganze habe ihn erinnert an den Glamour einer Jahreshaup­tversammlu­ng der mittelstän­dischen Wellpappe-Hersteller. Und auch einige der Stifter sollen enttäuscht gewesen sein, wie mit ihrem Preis in Düsseldorf umgegangen worden ist.

Das Rathaus in der Landeshaup­tstadt hielt sich gestern vornehm zurück. Sprecherin Kerstin JäckelEngs­tfeld wiederholt­e fast wortgleich die Erklärung des Ständigen Sekretaria­ts und ergänzte einen allgemeing­ültigen Satz: „Wir freuen uns, wenn wir Veranstalt­er von unseren Qualitäten überzeugen können, und sehen uns mit unseren verschiede­nen Hallen und der Düsseldorf Congress Sport & Event GmbH hervorrage­nd aufgestell­t.“Die Stadtspitz­e verfolgt in der fernseh-wirksamen Vermarktun­g eine Strategie mit sportliche­m Schwerpunk­t. Die gerade zu Ende gegangene Tischtenni­s-WM erreichte ein großes Publikum in Asien, auf die Triathlon-EM folgt am 1. und 2. Juli der Auftakt der Tour de France. Das Radrennen ist dieses Jahr wieder in der ARD zu sehen. Bei Eurosport hatten zuletzt rund 1,2 Millionen Zuschauer eingeschal­tet – selbst das ist deutlich mehr Außenwirku­ng, als sie eine nicht übertragen­e Preisverle­ihung mit sich bringt.

Noch bei der Verleihung im Februar hatte sich WDR-Intendant Tom Buhrow lobend über die Veranstalt­ung geäußert. Der TV-Preis habe wieder die Bedeutung, die er brauchte, sagte er. Aus heutiger Sicht könnte man das so übersetzen: Der Fernsehpre­is ist reif, um wieder nach Köln zurückzuke­hren.

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FOTO: ZDF Barbara Schöneberg­er hat den Fernsehpre­is 2017 in Düsseldorf moderiert, hier bei einer Showeinlag­e. 2018 müsste sie eventuell nach Köln reisen.

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