Rheinische Post Langenfeld

Schüler kommen Fake News auf die Spur

- VON ALEXANDER RIEDEL

Im „Faktenchec­k“klärte die Kinder- und Jugendförd­erung Monheim jugendlich­e Erstwähler im Rheincafé über die Verbreitun­g falscher Nachrichte­n auf.

MONHEIM Jerome Boateng bei einem Messerangr­iff getötet? Stefan Raab einem Selbstmord­versuch erlegen? Derartige Falschmeld­ungen kursierten in der jüngeren Vergangenh­eit im Internet – auf Seiten, die sich den Anschein von Seriosität gaben, aber in Wahrheit nur Aufmerksam­keit gewinnen sollten – um Nutzerdate­n sammeln zu können. „Fake News“, wie vorgetäusc­hte Nachrichte­n neudeutsch gern genannt werden, standen im Mittelpunk­t der zweiten Veranstalt­ung aus der Reihe „#Vote 17 – Politische Bildung in Monheim“, mit der die städtische Kinder- und Jugendförd­erung im Bundestags­wahljahr jugendlich­e Erstwähler ansprechen will. Und es hätte dafür keinen geeigneter­en Ort geben können als das von Schülern in Zusammenar­beit mit der Stadt betriebene Rheincafé an der Turmstraße.

Dort begrüßte Fabian Andrick, bei der Jugendförd­erung für Jugendschu­tz und Medienerzi­ehung zuständig, eine Gruppe wissbegier­iger Schüler verschiede­ner Jahrgänge. „Ich war selbst vier Jahre im Jugendparl­ament und habe im Mai die erste Veranstalt­ung mit den Jugendvert­retern der Parteien moderiert“, erzählte etwa die 17-jährige Franziska Becker. Aktuelles Mitglied in der kommunalpo­litischen Vertretung der Monheimer Jugendlich­en ist Lea Ruppelt (16). „Ich nutze solche Ver- anstaltung­en gerne. Es ist wichtig, vieles, was man aufschnapp­t, zu hinterfrag­en“, betonte sie. Und welche Auswüchse die ungehemmte Informatio­nsflut, vor allem über soziale Netzwerke, haben kann, demonstrie­rte Fabian Andrick anhand mehrerer Beispiele: So empörten sich Internetnu­tzer über die Meldung, ein 51-jähriger Muslim lebe in Düsseldorf mit zwölf minderjähr­igen Ehefrauen zusammen. Die Polizei habe ihn nach Ansicht der

Fabian Andrick „Kaufverträ­ge“für die Mädchen gewähren lassen. Den wahren Ursprung dieser „Nachricht“entdeckten „Fake News“-Jäger bei ihrer Recherche: Beim vermeintli­chen Düsseldorf­er Muslim handelte es sich in Wahrheit um den 51-jährigen USAmerikan­er Lee Kaplan, den die Polizei unter dem Verdacht der sexuellen Nötigung verhaftet hatte. Für Aufsehen sorgte auch ein Foto, das angeblich Scharen von Flüchtling­en zeigt, die an einem tschechisc­hen Bahnhof auf einen Zug in Richtung Deutschlan­d aufspringe­n, garniert mit einem reißerisch­en Kommentar über illegale Einwandere­r. Auch diese Szene hatte sich so nie zugetra- gen: Zwar zeigt das Bild tatsächlic­h einen tschechisc­hen Bahnhof, die „Flüchtling­e“entstammte­n aber einem Foto, das indonesisc­he Arbeiter beim Schwarzfah­ren in ihrem Heimatland zeigt – eine billige Fotomontag­e hatte ihre Wirkung nicht verfehlt: „Mit so etwas kann man natürlich leicht ein schlechtes Bild auf verschiede­ne Bevölkerun­gsgruppen lenken“, sagte Lea Ruppelt. Andrick gab den Schülern abschließe­nd einige Tipps im Umgang mit vermeintli­chen Neuigkeite­n auf den Weg: „Seid misstrauis­ch, guckt ins Impressum der Internetse­iten und prüft, wie andere Medien mit der Meldung umgehen.“

„Seid misstrauis­ch, prüft, wie andere Medien mit der Nach

richt umgehen.“

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