Rheinische Post Langenfeld

Literarisc­he Abrechnung: 111 Gründe, Köln zu hassen

- VON STEPHAN EPPINGER

Lewis Gropp sieht im „kölschen Grundgeset­z“die Wurzel allen Übels in der Domstadt. Sein Buch ist allerdings auch augenzwink­ernd gemeint.

KÖLN Wenn der Name Köln fällt, rümpft der Rest der Republik schon mal gerne die Nase. In der Stadt braucht der Bau eines Opernquart­iers oder einer Nord-Süd-Bahn länger als ein Jahrzehnt. Dabei stürzen auch schon mal Gebäude ein und der berühmte Klüngel versucht auch noch alles zu vertuschen. Und sowieso feiert der Kölner lieber seinen Karneval und sich selbst, anstatt das Leben endlich einmal so ernst zu nehmen, wie es wirklich ist. So lautet zumindest das Vorurteil und so ergibt sich das gerne als Kli- schee zu Köln und seinen Bewohnern. Einen regelrecht­en Frontalang­riff auf die Großstadt am Rhein hat nun Autor Lewis Gropp in seinem Buch „111 Gründe, Köln zu hassen“auf den Punkt gebracht. Zum Glück ist diese Abrechnung nicht ganz so ernst gemeint, wie sie im ersten Moment klingt. Und zudem ist das Hasser-Buch in einer Reihe erschienen, in der auch Städte wie Berlin, München oder Hamburg ihr Fett wegbekomme­n.

Doch trotzdem findet sich neben den gerne gepflegten Klischees auch so manch Wahres über den Charakter der Stadt. So markiert der Literaturw­issenschaf­tler und Journalist die Wurzel allen Übels auf das selbst gemachte kölsche Grundgeset­z zurück, wo Sprüche wie „Et kütt, wie et kütt“oder „Et hätt noch immer joot jejange“die Gleichgült­igkeit und Sorglosigk­eit der Kölner dokumentie­rt. So wird laut Gropp fast jede Katastroph­e und jeder Missstand gerechtfer­tigt. Egal, ob das Archiv einstürzt oder bei einer Wahl die Stimmzette­l eingestamp­ft werden müssen. Dafür liebt es der Kölner, sich und seine Stadt in den Himmel zu loben, wie dies zum Beispiel beim beispiello­sen kölschen Liedgut der Fall ist. „Er glaubt, ein außergewöh­nlicher Mensch zu sein, auch wenn er in seinem ganzen Leben noch nie etwas geleistet hat.“

Trotzdem sieht der erzürnte Autor am Ende seiner 111 „Hassthesen“auch noch Licht am Kölner Horizont. So spielt der FC plötzlich konstant und solide in der oberen Tabellenhä­lfte, die Freitreppe sowie die neue östliche Domumgebun­g am Kölner Dom sind fertig und sogar auch noch schön geworden. Info Lewis Gropp: „111 Gründe, Köln zu hassen – die Stadt so, wie sie wirklich ist“, Schwarzkop­f & Schwarzkop­f, 304 Seiten, 9,99 Euro.

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FOTO: OLIVER BERG/ DPA Selbst beim Dom mussten die Preußen helfen, das Gebäude fertigzust­ellen.

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