Rheinische Post Langenfeld

Pragmatisc­hes Angebot gegen Wohnungsno­t

- VON THOMAS REISENER VON JAN DREBES DIE ETHIK DES AUTOPILOTE­N, SEITE A 4 VON MATTHIAS BEERMANN

Der Vorstoß der LEG ist mutig, weil er missversta­nden werden kann: Es geht eben nicht darum, ältere Menschen aus ihren Wohnungen zu drängen. Sondern darum, den viel zu knappen Wohnraum besser zu verteilen. Die Garantie, die der Konzern den wechselwil­ligen Senioren gibt, ist fair: Wenn sie in eine neue und kleinere Wohnung in der Nachbarsch­aft umziehen, werden sie auf keinen Fall mehr pro Quadratmet­er zahlen als für die alte. Niemand muss das Angebot annehmen. Aber viele Senioren, deren Kinder längst aus dem Haus sind, werden sich über die seltene Chance auf eine deutlich günstigere Miete freuen. Wenn so auch noch Hunderte große Wohnungen für Familien frei werden, ist allen gedient.

Es ist wichtig, die LEG für diesen Vorstoß nicht zu dämonisier­en. Denn solange es in großen Teilen von NRW weiterhin Wohnungsno­t gibt, sind die Bürger darauf angewiesen, dass unkonventi­onelle Konzepte wie dieses ausprobier­t werden. Langfristi­g müssen aber vor allem mehr Wohnungen für Normalverd­iener gebaut werden. Einen Beitrag dazu könnte die neue Landesregi­erung leisten, indem sie nicht wie angekündig­t nur Erstkäufer fördert, sondern die Grunderwer­bsteuer für alle Investoren absenkt. BERICHT LEG: SENIOREN SOLLEN . . ., TITELSEITE

AVollgas trotz Skepsis

ngenommen, die ethischen Bedenken zum automatisi­erten Fahren und dem Verhalten autonomer Autos in Notsituati­onen ließen sich ausräumen. Angenommen, es würde sich ein Weg finden, wie Autofahrer die Hoheit über ihre Daten behalten. Und angenommen, Studien könnten seriös nachweisen, dass die allgemeine Verkehrssi­cherheit durch computerge­steuerte Autos zunimmt. Bestünde dann nicht sogar eine moralische Pflicht, diese Technologi­en mit Vollgas voranzutre­iben und möglichst vielen Menschen zugänglich zu machen?

Automatisi­ertes Fahren mag als Revolution erscheinen und berechtigt­e Skepsis hervorrufe­n. Die Richtung aber stimmt. Und es ist auch richtig, ethische Fragen vorab zu klären – selbst wenn die Empfehlung­en der Kommission nicht bindend sind. Denn im besten Fall könnten Computer-Autos zu einer Beruhigung der Verkehrsad­ern beitragen und individuel­le Mobilität flexibler machen. Aber: Der gleiche Aufwand sollte bitte auch für bessere Elektroaut­os und, seitens des Staates, den Ausbau des öffentlich­en Nahverkehr­s betrieben werden. BERICHT

Eine Frage der Moral

Die neue Pariser Regierung ist noch gar nicht gebildet, da muss schon die erste Ministerin die Segel streichen. Sylvie Goulard, bisher für Verteidigu­ng zuständig, zieht sich zurück. Goulard drohte in den Strudel einer Scheinbesc­häftigungs­affäre aus ihrer Zeit als Europaabge­ordnete zu geraten. Für eine Regierung, die auch angetreten ist, die französisc­he Politik von ihren Skandalen zu befreien, hätte sie schnell zu einer Belastung werden können. Goulard entschied sich daher zu gehen – das ehrt sie.

Und es erhöht den Druck auf den Justizmini­ster, François Bayrou. Ausgerechn­et er, der als Parteichef noch viel tiefer in die besagte Affäre verstrickt ist, zeichnet verantwort­lich für ein mit großem Tamtam angekündig­tes „Gesetz zur Moralisier­ung der Politik“. Eigentlich hat Präsident Emmanuel Macron keine andere Wahl, als sich auch von Bayrou zu trennen, obwohl der ein wichtiger politische­r Verbündete­r ist. Aber hier geht es um Macrons wichtigste­s Kapital: seine Glaubwürdi­gkeit. Wenn er sie verspielt, ist seine Präsidents­chaft schon gescheiter­t, bevor sie überhaupt richtig begonnen hat. BERICHT NEUE POLIT-AFFÄRE IN PARIS . . ., TITELSEITE

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