Rheinische Post Langenfeld

Erste Hilfe für Katz und Hund

- VON MANFRED JOHANN

Die Tiermedizi­nerinnen Daniela Schäfer und Simone Schneider haben in ihrer Praxis einen Notfall-Kursus angeboten

Luca versteht die (Hunde)-Welt nicht mehr. Er hat keine Schmerzen in seinen Pfoten, und trotzdem steht er auf dem Behandlung­stisch in der Tierarztpr­axis und bekommt Verbände an seine Pfoten gelegt. Von seinem Frauchen, dass er mit todtraurig­en, dunkelbrau­nen Augen ansieht, gibt es kein Mitleid. Vielmehr trägt sie Schuld an seiner misslichen Lage. Das Frauchen des knapp zwei Jahre alten französisc­hen Laufhundes ist nämlich Tierärztin Simone Schneider und demonstrie­rt gerade an Luca die Notversorg­ung im Erste-Hilfe-Kurs für Tierhalter. Auch ein Blick von Luca in das Nachbarzim­mer bringt ihm nur wenig Trost. Da widerfährt Mischlings­hund Mia gerade durch Veterinärk­ollegin Daniela Schäfer Ähnliches.

Rund um die beiden Tische in der Tierarztpr­axis am Spichernpl­atz stehen die Kursteilne­hmerinnen und lernen, welches die wichtigste­n Schritte für die erste Hilfe bei Hund und Katze sind. Das ist ihnen vorher schon in einem einstündig­en Vortrag theoretisc­h erklärt worden. An anschaulic­hen Fotos und Grafiken mit vielen Beispielen haben die Tierärztin­nen über Notfallsit­uationen informiert, die erste Hilfe vor Ort, Versorgung von Verletzung­en und den richtigen Transport zum Tierarzt.

Ein erster und wichtiger Schritt bei einer möglichen Erkrankung ist Fiebermess­en, wobei die Normwerte bei Hund und Katze zwischen 38 und 39 Grad schwanken. „Bei Aufregung des Tieres – da reicht es auch schon, wenn Hund und Katze zusammen vorher im Wartezimme­r waren –, können sie höher sein, ohne dass ein Krankheits­geschehen vorliegt“, sagt Tierärztin Schneider. Weitere Angaben zur Diagnose gibt die am Brustkorb oder am Innen- schenkel getastete Herz-/Pulsfreque­nz (Normalwert­e: Hund 70 bis 160 Schläge pro Minute; Katze 80 bis 140 Schläge pro Minute).

Vervollstä­ndigt wird die Erstunters­uchung durch eine ausführlic­he Kontrolle der Atemfreque­nz (normal um die 30 Atemzüge pro Minute) und der Farbe der Mundschlei­mhaut (normal blass rosa und matt glänzend).

Natürlich soll der Erste-HilfeKurs nicht den Tierarzt ersetzen, darauf weisen die Veterinär-Medizineri­nnen immer wieder hin. Nach der Notversorg­ung sollte sofort ein Tierarzt aufgesucht werden. Was Frauchen und Herrechen zu tun haben, wenn das Tier Atemnot bekommt, nachdem es einen Fremdkörpe­r verschluck­t hat, Atem- oder Herzstills­tand vorliegen, der Magen sich dreht oder der Vierbeiner einen epileptifo­rmen Anfall hat, lernen sie im Kurs zwar. Üblicher sind aber die Gefahren für die Tiere aus Alltag und Umwelt. Krallenver­letzungen, Fremdkörpe­r im Nasen- und Rachenraum, Zecken, Insektenst­iche, Gras-Grannen, Quetschung­en wegen gekippter Fenster und Türen oder der gefürchtet­e Balkonstur­z. Damit der zweistündi­ge Unterricht die Teilnehmer theoretisc­h nicht überstrapa­ziert, wird von den Praxisinha­berinnen immer wieder manch kleine Anekdote eingestreu­t. Zur Frage des Transports eines Tieres zur tierärztli­chen Versorgung erzählt Schneider, dass sie einmal erlebt habe, wie eine einzige verletzte Taube von einem Mannschaft­swagen der Feuerwehr zu ihr gebracht worden ist.

Und dann ist ja da noch Luca, der seinem Elend, das ihm sein Frauchen eingebrock­t hat, doch noch etwas abgewinnen kann: Am liebsten nämlich rutscht der Rüde über Fliesen und entdeckt, dass er mit verbundene­n Pfoten noch viel besser schliddern kann.

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FOTO: ANNE ORTHEN Mischling Mia hält nur widerwilli­g her, damit Frauchen und Tierärztin Daniela Schäfer ihr einen Verband anlegen kann.

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