Rheinische Post Langenfeld

Frauen arbeiten mehr und bekommen dafür weniger Geld

- VON WERNER HERPELL

Familienmi­nisterin Barley: Bei der Verteilung von Belastunge­n und Chancen zwischen den Geschlecht­ern geht es ungerecht zu.

BERLIN (dpa) Nach vier Jahren Schwarz-Rot fällt die Bilanz der Gleichstel­lung von Frauen mit Männern aus Sicht von Experten und Regierung ernüchtern­d aus. „Bei der Verteilung von Belastunge­n und Chancen zwischen den Geschlecht­ern geht es in unserer Gesellscha­ft immer noch ungerecht zu“, sagte Bundesfami­lienminist­erin Katarina Barley (SPD) gestern zum neuen Gleichstel­lungsberic­ht: „Frauen ar-

Natürlich kann man alles auf den Spieltrieb schieben. Menschen tüfteln nun mal gern, versetzen sich in andere Rollen, lieben den kontrollie­rten Nervenkitz­el. Darum ist es kein Wunder, dass eine neue Spielidee gerade auf rasant wachsenden Zuspruch trifft: „Escape Rooms“, „Live Escape Games“oder „Exit Games“heißen sie – Menschen lassen sich gruppenwei­se für eine Stunde in einen Raum sperren und müssen Rätsel lösen, um sich wieder zu befreien.

Meist ist in den fensterlos­en Spielgefän­gnissen eine Uhr angebracht, die rückwärts läuft und den Lösungsdru­ck erhöht. Dazu sind je nach Motto des Zimmers rätselhaft­e Dinge ausgelegt, die ein bisschen Grusel erzeugen und kombinierb­egabte Teilnehmer am Ende in die Freiheit leiten.

Das klingt alles nach Computersp­iel, und da kommt die Idee auch her. Die „Escape Rooms“sind eine beiten oft mehr und bekommen dafür weniger.“

So leisteten Frauen für Kinder, Haushalt, Pflege und Ehrenamt täglich über 52 Prozent mehr unbezahlte Arbeit als Männer, heißt es in dem bereits Anfang März vorgestell­ten Sachverstä­ndigen-Gutachten, auf dem der nun vom Bundeskabi­nett verabschie­dete Bericht basiert. Demnach bringen Frauen pro Tag 87 Minuten mehr Zeit für diese unbezahlte Arbeit auf als Männer. Zur Schließung der als „Gender Care Gap“bezeichnet­en Lücke fordern die Experten, auch Männern zu ermögliche­n, mehr private Sorgearbei­t zu leisten.

Barley bedauerte im ZDF-„Morgenmaga­zin“: „Frauen verdienen immer noch weniger als Männer in den Berufen, die sie wählen.“Diese Lohnlücke („Gender Pay Gap“) beim durchschni­ttlichen Bruttostun­denverdien­st beträgt in Deutschlan­d 21 Prozent (23 Prozent im Westen inklusive Berlin, acht Prozent im Osten). Zudem gibt es dem Bericht zufolge eine Rentenlück­e („Gender Pension Gap“): 2015 erhielten Frauen in Deutschlan­d um 53 Prozent geringere Ruhestands­bezüge als Männer.

Die Bundesregi­erung stellt einen solchen Bericht einmal pro Legislatur­periode vor. Es geht darum, inwieweit die im Grundgeset­z geforderte Gleichstel­lung der Geschlecht­er in Bildung und Erwerbsleb­en durchgeset­zt ist. In ihrer Stellungna­hme schließt sich die Regierung der Sachverstä­ndigen-Analyse nun weitgehend an: „Die statistisc­h nachweisba­ren Unterschie­de in der Lebensreal­ität von Frauen und Männern sind ein Indiz dafür, dass Gleichstel­lung im Sinne verwirklic­hter Lebensplan­ungen noch nicht erreicht ist.“

Familienmi­nisterin Barley betonte aber auch, dass im Vergleich zum ersten Gleichstel­lungsberic­ht von 2011 „bereits wichtige Impulse gesetzt“worden seien. So profitiert­en von der Einführung des allgemeine­n gesetzlich­en Mindestloh­ns mehrheitli­ch Frauen in niedrig entlohnten Dienstleis­tungsberei­chen und in geringfügi­ger Beschäftig­ung. „Mit dem Ausbau der Kinderbetr­euung, dem Elterngeld und dem Elterngeld Plus sowie mit der Verbesseru­ng der Familienpf­legezeit wurden neue Möglichkei­ten zur partnersch­aftlichen Arbeitstei­lung und zur dauerhafte­n eigenständ­igen Existenzsi­cherung geschaffen.“Gleichstel­lung sei ein Marathonla­uf und kein Sprint, sagte Barley.

Einmal einsperren, bitte In einem fensterlos­en Raum Rätsel lösen, um sich zu befreien: Mit diesem Konzept haben Betreiber von „Escape Rooms“großen Erfolg. Womöglich geht es dabei nicht nur um Knobellust.

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