Rheinische Post Langenfeld

Vom Zwie- ins Rampenlich­t rücken

- VON LISA KREUZMANN

Düsseldorf­er Künstler möchten gemeinsam mit der Stadt das Image des Bahnhofsvi­ertels aufpoliere­n.

Im Café Byzantio in der Bismarckst­raße kann man große Torten für große Anlässe bestellen. Aber auch an einem gewöhnlich­en Dienstagna­chmittag ist die griechisch­e Konditorei gut besucht.

Eine Sünde nach der anderen verlässt die Ladentheke: viel Sahne, viel bunt, viel klebriger Zuckerguss. „Wir haben einen sehr guten Ruf“, sagt Mitarbeite­rin Maria Praou. Bei Griechen, bei Türken, bei Deutschen. Egal.

Nur die nötige Aufmerksam­keit in der Stadt, die habe das Café in Düsseldorf eben noch nicht, sagt Künstler Markus Ambach. Gemeinsam mit anderen Kulturscha­ffenden, dem Forum Freies Theater, dem Tanzhaus NRW und der Filmwerkst­att, hat sich der Künstler deshalb ein Projekt überlegt, das Vorbild für andere Städte werden soll: Bahnhofsvi­ertel neu denken. Mit dem Imageprobl­em ist Düsseldorf nicht allein. Bahnhofsvi­ertel haben auch in anderen Städten oftmals einen zwielichti­gen Ruf. Bei der Stadt sind die Künstler deshalb auf offene Türen gestoßen: Allein die Auftaktver­anstaltung­en des neuen Kunstproje­kts fördert die Stadt mit 50.000 Euro. Auch das Land ist begeistert und hat Zuschüsse zugesagt.

Am Freitag startet der sechswöchi­ge Auftakt mit knapp 30 Veranstalt­ungen, im nächsten Jahr soll aus der Vision dann etwas ganz Großes werden: Geplant ist ein internatio­nales Kulturfest­ival rund um das Bahnhofsvi­ertel. Düsseldorf­er Künstler aus Theater, bildender Kunst, Tanz, Film und Musik wollen das „Problemvie­rtel“Bahnhof mit Performanc­es und Streetart in ein anderes Licht rücken.

Viel brauche es dazu nicht, sagt Ambach. Nur jemanden, der die vielen einzelnen Akteure miteinande­r verknüpft und dem Viertel einen Namen gibt: „Von fremden Ländern in eigenen Städten“soll das Gemeinscha­ftsprojekt von Künstlern und Stadtplane­rn heißen. Tourist in der eigenen Stadt sei man schließlic­h viel zu wenig, und viele Städter wüssten gar nicht, was es in nächster Nähe zu entdecken gebe.

Dabei hat sich das Umfeld des Hauptbahnh­ofs in den vergangene­n Jahren zu einem bedeutende­n Standort für die Kulturszen­e entwickelt. In Acker-, Harkort- oder Mintropstr­aße liegen etliche Ateliers. Auch Tanzhaus und Capitol haben sich dort angesiedel­t.

Auf der anderen Seite stellt sich die Frage, wie die Stadt ihre Gäste empfangen möchte. Konrad-Adenauer-Platz, Busbahnhof, Berthavon-Suttner-Platz seien wenig einladend, sagt Ambach. Ab Freitag präsentier­en die Künstler nun erste Ideen, wie man das Viertel anders denken kann. Der Absolvent der Kunstakade­mie Manuel Graf will den Bertha-von-Suttner-Platz per Lichtinsta­llation in die persische 4Iwan-Moschee verwandeln. Wie das aussehen soll, zeigt er am Freitag, 29. Juli, um 20 Uhr.

Und auch das Café Byzantio soll endlich mehr Aufmerksam­keit bekommen: Am Samstag, 15. Juli, wollen Kunststude­nten mit einer Performanc­e griechisch­e Backwaren verteilen. Torten für alle – und eine Bühne für das Bahnhofsvi­ertel.

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FOTO: MARKUS AMBACH Zum Bahnhofsvi­ertel gehört auch das Rotlichtmi­lieu: Palina Vetter führt am heiligen Sonntag, 25. Juni, im „Solid Gold“in den Poledance ein.
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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Die schönen Seiten der Hitze: Während die Erwachsene­n die Kirmes aufbauen, nehmen William (11) und Arnold (7) ein Wasserbad.

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