Rheinische Post Langenfeld

Noch zu viele offene Fragen zur Integratio­n

- VON KIRSTEN BIALDIGA VON EVA QUADBECK VON GREGOR MAYNTZ ÜBERWACHUN­G VON WHATSAPP KOMMT, SEITE B 3

Es war eines der wichtigste­n Themen im NRW-Wahlkampf: die Integratio­n der Flüchtling­e. Wenn die Spitzenkan­didaten darüber diskutiert­en, dann fiel aber meist schnell der Name des Weihnachts­markt-Attentäter­s Anis Amri – und die Diskussion nahm prompt eine völlig andere Richtung. Worum es wirklich beim Thema Integratio­n geht, das wissen die Leute vor Ort in den Städten und Gemeinden am besten: Um Unterbring­ung und Versorgung der Flüchtling­e mit den Dingen des täglichen Bedarfs, um zügige Entscheidu­ngen, wer bleiben darf, um Plätze in Kitas, Schulen, Sprachkurs­en und um Jobvermitt­lung.

Der Koalitions­vertrag von CDU und FDP trägt dem Rechnung. Die neue Landesregi­erung will unter anderem die Schulpflic­ht verlängern, Sprachkurs­e verpflicht­end machen, die maximale Verweildau­er der Flüchtling­e in den Landesunte­rkünften ausdehnen. Damit jene, die nicht bleiben können, erst gar nicht in den Kommunen ankommen. Eine menschenwü­rdige Unterbring­ung in den Landesunte­rkünften vorausgese­tzt, sind das richtige Ansätze. Allerdings bleibt auch noch vieles offen – einschließ­lich der Finanzieru­ng. Jetzt kommt es darauf an, dass es nicht bloß bei Ankündigun­gen bleibt. BERICHT STÄDTE FORDERN MEHR GELD VOM LAND . . ., TITELSEITE

Der Kaiserschn­itt ist seit mehr als 2000 Jahren ein medizinisc­her Kunstgriff, der Mutter und Kind das Leben retten kann. Wenn Ärzte Risiken bei Mutter oder Kind feststelle­n, dann sollten sie auch konsequent zum Kaiserschn­itt raten.

Dennoch muss diese Entbindung­smethode in Deutschlan­d auf den Prüfstand. Es ist wirklich nicht erklärlich, warum in manchen Kliniken 13 Prozent und in anderen Häusern 61 Prozent der Geburten per Kaiserschn­itt erfolgen. Bei dieser Spreizung müssen noch andere Gründe für oder gegen einen Kaiserschn­itt im Spiel sein.

Die Politik sollte sich selbstvers­tändlich nicht in ärztliche Entscheidu­ngen einmischen. Zwei Fragen müssen aber beantworte­t werden. Erstens: Sind die Unterschie­de bei der Honorierun­g zwischen Kaiserschn­itt und natürliche­r Entbindung möglicherw­eise zu groß, so dass sie Kliniken den Anreiz geben, den operativen Eingriff zu bevorzugen? Und zweitens: Gibt es in den Krankenhäu­sern genug Personal, damit die oft lange dauernden natürliche­n Geburten nicht durch Kaiserschn­itte abgekürzt werden? BERICHT JEDES DRITTE BABY PER KAISERSCHN­ITT, TITELSEITE

AKaisersch­nitt prüfen

Mit heißer Nadel

uf den letzten Metern beweist die große Koalition erneut, dass große Mehrheiten auch großen Murks machen können. Schnell noch die WhatsApp-Überwachun­g durchbring­en, damit die Fahnder wieder vernünftig arbeiten können – das ist als Absicht in Ordnung, in der Umsetzung aber wohl ein weiterer Fall fürs Verfassung­sgericht.

Wenn Kriminelle ihre Taten nicht mehr per Telefon oder SMS vorbereite­n, sondern in Messenger-Dienste ausweichen, dann muss die Polizei ihnen folgen können. So weit, so vernünftig. Denn das bedeutet nicht, dass nun jede private Chatgruppe belauscht wird. Erst bei konkreten Hinweisen darf die Kommunikat­ion von Verdächtig­en vor und nach der Verschlüss­elung mitgelesen werden. Allerdings haben die Messenger-Dienste die Software so stark geschützt, dass Experten die Staatstroj­aner für ungeeignet halten, allein die laufende Kommunikat­ion zu überwachen. Sie würden mehr Daten erfassen und damit den erlaubten Rahmen sprengen. Dass selbst die Datenschut­zbeauftrag­te des Bundes Alarm ruft, hätte die Koalition sensibilis­ieren müssen. BERICHT

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