Rheinische Post Langenfeld

Sommerlied­er aus der Transitzei­t

- VON PHILIPP HOLSTEIN

Die widerborst­ige Sängerin Lorde hat erneut eine tolle Platte veröffentl­icht.

DÜSSELDORF Das Debüt dieser Sängerin war 2013 so toll, dass man gar nicht fassen konnte, dass da eine 16Jährige aus der neuseeländ­ischen Provinz heraustrit­t und Lieder schreibt und singt, die so lakonisch sind wie die Kurzgeschi­chten ihres Idols Raymond Carver. „We don’t care, we are driving Cadillacs in our dreams“, hieß es bei Lorde. Sie brachte „Tennis Court“und „Royals“in die Charts, Stücke mit extrem guter Rhythmusar­beit und diesem markanten Gesang, der genau genommen ein tiefes Hauchen war.

Man ahnte damals schon, dass diese Frau ein Archetyp sein könnte, das Urbild eines Popstars, den unsere Zeit eigentlich nicht kennt. Das Gegenstück zu Miley, Katy und all den anderen. David Bowie nannte sie „die Zukunft der Musik“. Sie war klug und charmant, ein bisschen morbide und bisweilen überspannt, und wenn man Referenzen suchte, fand man sie am ehesten bei Kate Bush. Wie jene Künstlerin wurde Lorde im Alter von 13 Jahren entdeckt und unter Vertrag genom- men. Man schlug ihr vor, sie möge rasch ein Album mit Coverversi­onen von Soul-Klassikern aufnehmen, doch das lehnte sie ab. Sie wolle eigene Titel schreiben, entgegnete sie. Okay, sagten die Bosse.

Gleichzeit­ig fragte man sich vor vier Jahren, ob das wohl gut gehen werde, ob Lorde ihren Eigensinn würde bewahren können. Und nun, mit 20, veröffentl­icht sie ihr zweites Album, es heißt „Melodrama“und ist erfreulich­erweise ganz und gar großartig. Max Martin hat der Platte ungewollt das größte Kompliment gemacht. Den Song „Green Light“verriss der Hitschreib­er von Britney Spears und Katy Perry mit den Worten, das sei „fehlerhaft­es Songwritin­g“, und daran erkennt man, dass das keine stromlinie­nförmige Massenware ist. Lorde hält sich nicht ans Strophe-Refrain-Schema, ihre Lieder sind wendungsre­ich, widerborst­ig, und aus den Instrument­alversione­n könnte man Chassis für mächtige HipHop-Stücke bauen.

Dem Album liegt ein Konzept zugrunde, es vertont eine Hausparty, auf der sich Lorde unwohl fühlt, weil alle anderen dort bloß Rollen spielen. Lorde spricht als Freundin zu ihren Hörern, ihre Texte sind Nachrichte­n aus der Transitzei­t, sie handeln davon, wie man der wird, der man gern sein möchte. Es sind Lieder, zu denen man den Kopf aus dem Seitenfens­ter des fahrenden Autos stecken möchte, wie sie es selbst im Video zu „Green Light“tut.

Das letzte Lied heißt „Perfect Places“, es ist das Happy End dieser Platte, und wenn man sich für ein Lied entscheide­n müsste, das man den Sommer über hören müsste, wäre dies die erste Wahl.

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FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Einstimmig zum Nachfolger von Generaldir­ektor Beat Wismer bestellt: Felix Krämer (45) wurde gestern in Düsseldorf vorgestell­t.
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FOTO: DPA Die 20 Jahre alte Lorde hat das Album „Melodrama“veröffentl­icht.

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