Felix Krämer will Kunstpalast aufpolieren
Der neue Generaldirektor am Museum Kunstpalast hat große Pläne für das Düsseldorfer Museum. Wichtig ist die Webpräsenz der Sammlung.
DÜSSELDORF Leise und geschmeidig betritt Felix Krämer den Ratssaal in Düsseldorf – flankiert von Kulturdezernent Hans-Georg Lohe und Oberbürgermeister Thomas Geisel. Wie gestern vorab an dieser Stelle berichtet, wird der 45-jährige Deutsch-Brite der neue Museumsdirektor am Ehrenhof. Schon zum 1. Oktober wird er das Amt in der Nachfolge des Schweizers Beat Wismer (64) übernehmen, nachdem ihn eine Findungskommission und das Kuratorium der Stiftung einstimmig benannt haben.
Düsseldorf dürfte ein Sprungbrett sein für Krämer, dafür lässt er wahrscheinlich nicht allzu schweren Herzens Frankfurt hinter sich, wo er die vergangenen neun Jahre als Leiter der Sammlung Moderne Kunst sehr interessante und erfolgreiche Ausstellungen veranstaltet hat. Mit seiner fundierten und kreativen Arbeit dort hat er sich am Rhein empfohlen, einerseits, mit seinen interessant klingenden Plänen für Düsseldorf andererseits. Das gibt Geisel als Vorsitzender der Findungskommission preis. Was Krämer an Düsseldorf gereizt hat: weniger der opulent klingende Titel Generaldirektor („Der Posten ist sekundär“) und vielmehr die vielfältigen Gestaltungsmöglichkeiten.
Krämer sagt, das Museum Kunstpalast sei in der öffentlichen Wahrnehmung deutlich unterrepräsentiert. Während eines Hotelaufenthalts in der Landeshauptstadt habe er auf dem im Zimmer ausliegenden Stadtplan den Ehrenhof nicht einmal eingetragen gefunden. Allein der Name berge ein Reizpotenzial, das er einlösen werde. „Der Palast soll wieder strahlen, das Museum Kunstpalast als Visitenkarte der Stadt erkenntlich sein“.
In seinen gut vorbereiteten Einlassungen lässt sich der künftige Chef des Hauses mit rund 70 Mitarbeitern, fünf verschiedenen Sammlungen und zwei großen Gebäudekomplexen nicht zu konkreten Projekten aus, aber die Zielrichtung kennt er genau. Er sei Museumsmann, sagt er, mehr als Kurator. Etwas zu gestalten rund um die Kunst und deren Vermittlung sei ihm das Liebste. Er will den Dialog fördern, ein breites, heterogenes Publikum ins Haus holen. „Ich denke bei der Konzeption einer Ausstellung vom Besucher aus, fordere die direkte Ansprache von Intellekt und Gefühl.“Und jede Ausstellung, so hat er es auch in Frankfurt gehalten, soll denjenigen genauso ansprechen, der zum allerersten Mal das Museum betritt, wie den Routinier.
Eine Museumsausstellung sei nicht dazu da, einfach nur eine Folge von guten Werken aufzureihen, sondern sie müsse zum Nachdenken anregen, einen neuen Blick ermöglichen. „Museen sind heute Orte der Neugier, des Staunens und des Erkennens“, sagt Krämer. Kunst gebe mitunter auch Anlass zum Streiten, was er richtig gut finde. „Das Schlimmste“, so Krämer, „ist die Langeweile“. Unbequeme Fragen seien allemal besser als die Sehnsucht nach einem Konsens.
Wichtig ist Krämer, die Digitalisierung voranzutreiben und die Webpräsenz zu optimieren. Ihm schwebt vor, dass der gesamte Sammlungsbestand bald schon online steht, damit noch mehr Verknüpfungen der Kunst global möglich werden. Zu seiner Lust auf Blockbuster befragt, äußerst er sich listig. Krämer will solche Knüller nicht zwingend inszenieren, wenn aber am Ende eine hohe Betroffenheit und Begeisterung des Publikums bei einer Ausstellung herumkommen, umso besser: „Groß ist, was man groß macht, indem man es richtig inszeniert“.
Bei all seinen Plänen, die er mit Dienstantritt konkretisieren will, sichert ihm die Stadt volle Unterstützung zu – „notfalls auch budgetär“, sagte der Oberbürgermeister von Düsseldorf. Wegen eines undichten Dachs und eines folgenden jahrelangen Rechtsstreits ist ein Teil des Sammlungsflügels ärgerlicherweise gesperrt. Das Dach soll nun bis Sommer 2018 repariert werden.
Ob dann in die Sammlungsflügel ein Schwerpunkt Fotografie einzieht? Jedenfalls stellt Felix Krämer die Fotografie gleichberechtigt neben die Malerei und Bildhauerei. Das hat nicht alleine mit der bedeutenden Düsseldorfer Fotoschule und den kostbaren Beständen im Archiv des Kunstpalasts zu tun. Sondern mit persönlichen, nostalgisch gefärbten Erinnerungen.
Als Krämers 1999 bei einer Recherche im Kosovo erschossener Vater seine ersten fotojournalistischen Gehversuche im Rheinland in den 60er Jahren für diese Zeitung unternahm, fuhr die Familie häufig nach Düsseldorf. Damals sei man nicht nur durch die Altstadt gelaufen, sondern man habe auch die Museen besucht. Da schließt sich für ihn ein Kreis.
Krämer hält das Museum Kunstpalast in
der öffentlichen Wahrnehmung für unterrepräsentiert