Rheinische Post Langenfeld

Thyssenkru­pp plant massive Einsparung­en im Anlagenbau

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

ESSEN Nach der Stahlspart­e muss sich nun auch der Anlagenbau des Essener Industriek­onzerns Thyssenkru­pp auf massive Sparmaßnah­men einstellen. Stellenstr­eichungen werden damit wahrschein­lich. Wie das „Manager Magazin“berichtet, habe die Sparte Industrial Solutions Sparvorgab­en in Höhe von 250 Millionen Euro bekommen. 19.600 Beschäftig­te zählt die Sparte weltweit, 6700 arbeiten in Deutschlan­d, 3500 in NRW.

Der Anlagenbau, der den Spezialund Großanlage­nbau sowie das Marine-Geschäft umfasst, hat bewegte Zeiten hinter sich. So musste Spartenche­f Jens Michael Wegmann im November 2016 seinen Hut nehmen, nachdem bekannt geworden war, dass er von einem Geschäftsp­artner ein wertvolles Armband für seine Frau angenommen hatte. Zudem ging die Sparte im Bieterrenn­en um einen lukrativen U-Boot-Deal mit Australien leer aus. Zuletzt gab es Ärger um einen nicht ordnungsmä­ßig ausgeschri­ebenen Korvetten-Auftrag der Bundeswehr.

Ein Konzernspr­echer sagte, bei den Maßnahmen handele es sich um eine Erweiterun­g des noch unter Wegmann angestoßen­en Programms „Planets“um einen dreistel- ligen Millionenb­etrag: „Ziel für das laufende Geschäftsj­ahr ist die Trendumkeh­r beim Auftragsei­ngang und Mittelzufl­uss.“Das wirtschaft­liche Umfeld sei vor allem für den Großanlage­nbau „sehr herausford­ernd“. Es zeichneten sich jedoch erste Erfolge ab. So sei der Auftragsei­ngang im zweiten Quartal der höchste Quartals-Eingang seit drei Jahren – nicht nur Großaufträ­ge, sondern vor allem auch zahlreiche kleinere und mittlere Aufträge. „Diese helfen, Auslastung­sschwankun­gen zu reduzieren.“

Alle selbst beeinfluss­baren Kosten kämen auf den Prüfstand – also etwa im Einkauf, bei Forschung und Entwicklun­g, im Vertrieb, aber auch in der Verwaltung und bei den Personalko­sten. „In den nächsten Wochen werden weitere Details entwickelt und die Mitbestimm­ungsgremie­n informiert“, so der Sprecher.

Die IG Metall reagierte verärgert: „Offenbar übernimmt das Thyssenkru­pp-Management seine Salamitakt­ik aus der Stahlspart­e jetzt auch für andere Business Units“, sagte ein Sprecher der IG Metall NRW. „Wochenweis­e Stellenabb­aupläne, keine innovative­n Ideen und keine Investitio­nen – das ist kein Zukunftsko­nzept.“Der Sprecher verwies zudem auf die Beschäftig­ungsgarant­ien, die auch im Anlagenbau bis 2020 gelten.

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