Rheinische Post Langenfeld

Überwachun­g von WhatsApp kommt

-

Der Bundestag verabschie­det das umstritten­e „Trojaner“-Gesetz.

BERLIN (dpa) Der Bundestag hat den Weg für die umstritten­e Überwachun­g von Messenger-Diensten wie WhatsApp freigemach­t. Die Daten sollen direkt auf den Geräten vor der Verschlüss­elung oder nach der Entschlüss­elung abgegriffe­n werden. Dafür müssten die Behörden sogenannte Staatstroj­aner auf der Technik installier­en. Der Bundestag verabschie­dete das Gesetz „zur effektiver­en und praxistaug­licheren Ausgestalt­ung des Strafverfa­hrens“. In dem Gesetz ist in allgemeine­r Form davon die Rede, dass „mit technische­n Mitteln in von dem Betroffene­n genutzte informatio­nstechnisc­he Systeme eingegriff­en wird“.

Ermittler können demnach Staatstroj­aner auch bei Straftaten wie Mord, Totschlag, Steuerhint­er- ziehung, Computerbe­trug, Hehlerei oder Verleitung zur missbräuch­lichen Asylantrag­sstellung einsetzen. Bisher waren sie nur zur Terrorbekä­mpfung zugelassen. Das Gesetz wurde mit den Stimmen der großen Koalition gegen den Widerstand der Opposition beschlosse­n.

„Wir beobachten immer öfter, dass Kriminelle verschlüss­elt kommunizie­ren“, betonte Bundesinne­nminister Thomas de Maizière (CDU). Das Gesetz schließe eine Befugnislü­cke, die nicht hinnehmbar gewesen sei. „Verschlüss­elung schützt zu Recht die Vertraulic­hkeit der Kommunikat­ion. Verschlüss­elung ist aber kein Freibrief für Verbrecher.“Das Gesetz ist umstritten, unter anderem weil Datenschut­zProbleme und ein Missbrauch von den Behörden bewusst nicht geschlosse­ner Sicherheit­slücken befürchtet werden. Zudem wird die Frage aufgeworfe­n, ob die Reichweite der Maßnahmen mit der Verfassung vereinbar ist.

Der Grünen-Abgeordnet­e HansChrist­ian Ströbele kritisiert­e das Verfahren, in dem die Überwachun­gspläne in Form einer Gesetzesän­derung eingebrach­t wurden. „Das ist ein Hau-Ruck-Verfahren, das unzulässig ist, wenn es darum geht, ein Gesetz zu machen, das mehr als damals der große Lauschangr­iff in die Grundrecht­e der Bürger eingreift“, sagte er. „Dieses Gesetz muss spätestens in Karlsruhe fallen“, forderte Ströbele.

„Bei der jetzt beabsichti­gten Ausweitung der Quellen-Überwachun­g müssen technologi­sche Sicherheit­slücken und Schwachste­llen genutzt oder geschaffen werden, die zum Beispiel auch von organisier­ten Cyberkrimi­nellen genutzt werden können – so wie dies kürzlich bei WannaCry der Fall war“, kritisiert­e der Digitalver­band Bitkom. Der Erpressung­strojaner „WannaCry“hatte Hunderttau­sende Computer weltweit über eine Sicherheit­slücke befallen, die ursprüngli­ch vom US-Abhördiens­t NSA ausgenutzt wurde, aber durch ein Datenleck an die Öffentlich­keit geriet.

Wie man in PCs eindringt, führen Kriminelle täglich vor. Geräte mit dem Mobil-System Android gelten unter Fachleuten als etwas leichter zu hacken als iPhones, da oft noch ältere Versionen im Umlauf sind.

 ?? FOTO: DPA ?? Siemens-Chef Joe Kaeser bei der Bilanzpres­sekonferen­z im vergangene­n November. Der Manager ist seit 2013 an der Spitze des Konzerns.
FOTO: DPA Siemens-Chef Joe Kaeser bei der Bilanzpres­sekonferen­z im vergangene­n November. Der Manager ist seit 2013 an der Spitze des Konzerns.

Newspapers in German

Newspapers from Germany