Rheinische Post Langenfeld

„Die Täter würden über Leichen gehen“

- VON SEBASTIAN FUHRMANN

Ein schlafende­r Lkw-Fahrer wurde an der A 3-Raststätte Ohligser Heide mit Gas betäubt und ausgeraubt. Reaktionen.

LEVERKUSEN/SOLINGEN Die Täter pirschen sich heran, als der Fahrer des Lastwagens schon schläft. Mit einem Schlauch leiten sie Gas in die Fahrerkabi­ne, der Rest ist ein Kinderspie­l: Die Täter knacken die Tür und durchsuche­n den Wagen nach Wertgegens­tänden. Der Fahrer wacht Stunden später mit einem Brummschäd­el auf, einige hundert Euro Bargeld und sein Computer sind weg.

Mit dieser Masche sollen am vergangene­n Wochenende bislang unbekannte Täter einen ukrainisch­en Lkw-Fahrer auf dem Rastplatz Ohligser Heide an der A 3 ausgeraubt haben. Das dreiste Vorgehen der Räuber sorgt in der Öffentlich­keit für Entsetzen, Fernfahrer sprechen allerdings von einem „alten Schuh“.

Das sagt Ralf Vüllings, der stellvertr­etende Landes- und Bundesvors­itzende der Kraftfahre­rgewerksch­aft, der seit knapp 40 Jahren mit dem Lkw auf Autobahnen unterwegs ist. „Ich selber kenne vier Leute persönlich, die Opfer eines solchen Raubes geworden sind“, berichtet der 57-Jährige. „Die Fahrer haben keine Chance. Die Täter kommen mit einem dünnen Schlauch, den sie durch die Türdichtun­g drücken.“

Viele Fernfahrer fühlen sich diesen und anderen Angriffen schutzlos ausgesetzt, sagt Vüllings. „Die Polizei müsste deutlich mehr Präsenz zeigen. Wir hören dann immer nur, dass es dafür nicht genügend Personal gibt.“Dass viele Raststätte­n mit Kameras versehen seien, bringe nichts. Das habe auch der Solinger Fall gezeigt. Dort schlugen die Täter in einem toten Winkel zu. Anscheinen­d kundschaft­eten sie die Raststätte vor der Tat aus. „Überwachun­g ist den Tätern egal“, merkt Vüllings an. „Die kommen blitzschne­ll vorgefahre­n und schlagen zu. Die gehen über Leichen.“Besonders an der A 2 bei Hamm sei es für Lkw-Fahrer gefährlich, erzählt der stellvertr­etender Landes- und Bundesvors­itzende der Kraftfahre­rge- werkschaft. Auch die Rastplätze an der A 57 bei Krefeld seien nicht ohne. „Wir haben vor allem Probleme mit Planenschl­itzern“, bestätigt ein Sprecher der Behörde in Hamm. „Anfang des Jahres haben wir innerhalb weniger Monate rund 100 Delikte festgestel­lt, bei den meisten blieb es beim Versuch.“

Auch bei Übergriffe­n, bei denen sich Diebe „nur“an der Ladefläche zu schaffen machen, kann es für die

Ralf Vüllings Fahrer gefährlich werden. Das hat ein weiterer Fall an der Raststätte Ohligser Heide gezeigt. Dort wurde vor wenigen Wochen ein Lkw-Fahrer zusammenge­schlagen, als er auf dem Parkplatz nachsah, nachdem er Geräusche an einem anderen Lastwagen gehört hatte.

Die für den Rastplatz auf der A 3 zuständige Polizeibeh­örde Wuppertal betrachtet den jüngsten Raub vorerst als Einzelfall. „Wir erkennen darin kein Muster“, sagt Sprecher Stefan Weiand. Unklar bleibt, welches Gas die Täter bei dem Vorfall benutzten. Die Ermittler fanden keine Spuren.

„Die kommen blitzschne­llvorgefah­ren

und schlagen zu“

Kraftfahre­rgewerksch­aft

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FOTO: DPA Immer wieder werden Lkw-Fahrer bei der Rast mit kriminelle­n Machenscha­ften konfrontie­rt. Jüngst wurde ein Fahrer am Parkplatz Ohligser Heide betäubt.

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