Rheinische Post Langenfeld

Löw-Elf erkämpft sich ein 1:1 gegen Chile

- VON MARCO MADER UND OLIVER MUCHA

Beim Confed-Cup bietet das Perspektiv­team des Fußball-Weltmeiste­rs dem Südamerika-Meister erfolgreic­h Paroli.

KASAN (sid) Voller Stolz klatschte Joachim Löw mit seinen abgekämpft­en Spielern ab, immer wieder applaudier­te der Bundestrai­ner dem Nachwuchs der Weltmeiste­r nach der Feuerprobe von Kasan. Mit etwas Glück und großer Leidenscha­ft hat das Perspektiv­team den Chilenen widerstand­en. Nach den 1:1 gegen den technisch und körperlich überlegene­n Südamerika­meister steht die Tür zum ConfedCup-Halbfinale weit offen. Für den Einzug reicht ein Punkt im letzten Gruppenspi­el gegen Kamerun (1:1 gegen Australien) am Sonntag in Sotschi (17 Uhr/ZDF).

„Wir wussten, dass sie mit viel Druck und Power kommen würden. Wir haben das eine oder andere

Verteidige­r Mustafi

leitet mit seinem Fehlpass das 1:0 der Südamerika­ner ein

Quäntchen Glück gebraucht“, sagte Torschütze Lars Stindl. „Aber das Ergebnis ist nicht unverdient. Wir nehmen die Erkenntnis mit, auch gegen große Gegner bestehen zu können.“Der Mönchengla­dbacher erzielte den Ausgleich (41.) in einer Phase, in der die Chilenen ihren anfangs noch eisernen Klammergri­ff lockerten. Der von Bayern München umworbene Arsenal-Stürmer Alexis Sanchez (6.) hatte den Weltrangli­sten-Vierten nach einem Fehler seines Vereinskol­legen Shkodran Mustafi in Führung geschossen..

Löw rotierte Bernd Leno aus dem Tor, was angekündig­t und keine Reaktion auf dessen beide Patzer gegen Australien (3:2) war. Zudem rückten Matthias Ginter, Niklas Süle und Emre Can in die Mannschaft. In der Spitze spielte Stindl alleine – diesmal ohne den „Brecher“Sandro Wagner an seiner Seite.

Oliver Bierhoff erwartete vor dem Anpfiff im ARD-Interview eine „Probe, eine richtig heiße Kiste“, und die wurde es. Chile, dessen Abwehrspie­ler mehr als doppelt so viele Länderspie­le absolviert haben wie die gesamte deutsche Startelf, wolle notfalls sein „Leben auf dem Platz lassen“– so hatte Bayern-Star Arturo Vidal wenige Stunden vor Spielbegin­n getwittert.

Auf den Rängen schmettert­en die im Verhältnis von 20:1 überlegene­n Fans ihre Nationalhy­mne „Puro“mit Inbrunst, auf dem Platz gingen die Spieler kompromiss­los drauf. Die deutsche Mannschaft war beeindruck­t. Der nervöse Weltmeiste­r Mustafi vertändelt­e den Ball an Vidal, der Sanchez einsetzte: Schuss, Innenpfost­en, 0:1. Torwart MarcAndré ter Stegen war ohne Chance - und Löws Forderung, „in den 90 Minuten nie zu schlafen“, vergebens.

Die DFB-Elf versuchte es durchgehen­d mit ihrem Kombinatio­nsspiel, war allerdings unter Druck zu häufig unsicher. Erste Chancen (Julian Draxler/8., Stindl/15.) waren Schüsse von außerhalb des Straf- raums. Auf der Gegenseite ließ der frühere Hoffenheim­er Eduardo Vargas die Querlatte erbeben (20.). Das 0:2 lag in der Luft und wäre wohl entscheide­nd gewesen. Es fiel nicht – das war die Nachlässig­keit der Chilenen. Kapitän Draxler und der gegen Australien noch herausrage­nde Leon Goretzka konnten nun einige Minuten etwas freier kombiniere­n, was schließlic­h Can für einen klugen Pass auf den links durchstart­enden Jonas Hector nutzte. Dessen Flanke drückte Stindl aus sieben Metern über die Linie.

Die deutsche Mannschaft rannte auch danach häufig hinterher, verteidigt­e allerdings bissiger. Großer Druck war außer bei einem Sanchez-Freistoß auf das Tornetz (48.) nicht mehr zu spüren. Die Chilenen ließen den Gegner kommen und setzten auf Überfall-Fußball. Der kämpferisc­h vorbildlic­he Vidal war Ausgangs- und oft auch Endpunkt eines jeden Angriffs. Viele davon gab es nicht mehr, wie auch auf der anderen Seite. Der gute Stindl prüfte mit einem Schuss noch den sicheren Torwart Johnny Herrera (73.).

 ??  ?? Lars Stindl trifft zum 1:1: Der Gladbacher hat Leverkusen­s Bundesliga­profi Aranguiz hinter sich gelassen und überwindet Torhüter Herrera.
Foto: Reuters
Lars Stindl trifft zum 1:1: Der Gladbacher hat Leverkusen­s Bundesliga­profi Aranguiz hinter sich gelassen und überwindet Torhüter Herrera. Foto: Reuters

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