Rheinische Post Langenfeld

Früh übt sich

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Gepriesen sei sie, die Vorlesung um acht Uhr morgens! „Dann hat man noch so viel vom Tag“, freuen sich die einen und erzählen von ihrer gemütliche­n Joggingrun­de vor dem Frühstück. Währenddes­sen lassen andere in der Vorlesung den Kopf langsam auf die Tischplatt­e sinken – ein Bild, was ich mittlerwei­le kaum noch sehe. Auf wundersame Weise hatte ich in den vergangene­n Semestern nämlich keine Vorlesung mehr um acht Uhr.

Heute mache ich aber eine Ausnahme: Mit einer Kommiliton­in habe ich am Abend zuvor verabredet, noch einmal in eine Vorlesung aus dem zweiten Semester zu gehen, Durch die ungewohnte Uhrzeit aus dem Konzept gebracht, komme ich sogar zu früh an und warte im noch leeren Foyer. Allmählich füllen sich das Foyer und die Hörsäle, bis das akademisch­e Viertel sich seinem Ende zuneigt. Die plötzliche Zeitnot beschleuni­gt alles: Dozenten hasten zu ihren Veranstalt­ungen, ein paar Studenten folgen ihnen, den Thermosbec­her mit dem Rettung verheißend­en Kaffee in der Hand. Meine Kommiliton­in taucht auf, ohne Kaffee. Hastig betreten wir den überfüllte­n Hörsaal. Wir suchen nach Sitzplätze­n. Plötzlich erfahren wir unerwartet­en Luxus: Bekannte haben uns bereits Plätze reserviert. Reserviert! Eine fast vergessene Erfahrung, können wir uns doch mittlerwei­le in unseren Vorlesunge­n eine eigene Sitzreihe aussuchen. Also ankommen, hinsetzen. Meine Sitznachba­rin zappelt vor sich hin. „Ich glaube, ich hatte wirklich zu viel Kaffee heute Morgen.“„Und ich zu wenig“, grummelt meine Kommiliton­in in sich hinein. Ich stimme ihr im Stillen zu. Bis zum Beginn des Referendar­i

ats liegt noch viel Arbeit vor uns.

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FOTO: ANDREAS BLAUTH Anne Blauth studiert an der WWU in Münster Geschichte und Mathematik.

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