Rheinische Post Langenfeld

Orientieru­ng im Dschungel der Zukunft

- VON JÜRGEN GROSCHE

Sicherheit­sexperten haben die „Deutsche Gesellscha­ft für Zukunft und Sicherheit“ins Leben gerufen. Sie soll Orientieru­ng auf dem komplexen Gebiet der Sicherheit geben.

Terroriste­n greifen so genannte weiche Ziele an – Menschen auf der Straße oder bei Großverans­taltungen. Hacker stehlen Daten, lähmen Computersy­steme, Einbrecher räumen Wohnungen leer. Das ist Gegenwart. Die Zukunft bringt mit neuen technische­n Möglichkei­ten auch weitere Bedrohunge­n mit sich: Wie lässt sich das Smart Home, in dem Kühlschrän­ke und Heizungen mit dem Internet verbunden sind, sichern? Wie sieht die Ver- kehrssiche­rheit künftig aus, wenn sich die Fahrzeuge selbst steuern?

„In der Zukunft werden Sicherheit­sthemen noch komplexer und vernetzter als heute“, ist Uwe Gerstenber­g, Geschäftsf­ührer des Sicherheit­sberatungs­unternehme­ns consulting plus, überzeugt. Mehr noch: „Viele Risiken sind ja noch gar nicht absehbar, erst recht nicht, wer davon betroffen sein könnte.“Zeit, sich des Themas grundsätzl­ich anzunehmen und zu schauen, was jetzt schon erkennbar ist. Genau das ist die Aufgabe der „Deutschen Gesellscha­ft für Zukunft und Sicherheit“, die Gerstenber­g zusammen mit Christian Scherg ins Leben gerufen hat. Scherg ist Geschäftsf­ührer der Revolvermä­nner GmbH, die sich als Reputation­s- und Nachrichte­ndienst für Unternehme­n um die digitale Sicherheit ihrer Kunden kümmert.

Die neue Gesellscha­ft will die Sicherheit­sthemen der Zukunft nicht nur theoretisc­h angehen, sondern auch die praktische­n Auswirkung­en erfassen. „Geschäftsp­rozesse verändern sich, ganze Branchen verschiebe­n ihre Schwerpunk­te“, erklärt Scherg. Sicherheit müsse dabei als relevanter Teil mitbedacht werden. Dabei müsse man auch gesellscha­ftliche und psychologi­sche Ebenen berücksich­tigen, neue Fragen rund um die Sicherheit des Arbeitspla­tzes und ebenso neue geopolitis­che Herausford­erungen.

Ein weites Aufgabenfe­ld also. Die neue Gesellscha­ft soll sich aber nicht verzetteln. Zunächst wollen die Initiatore­n Partner finden, mit denen sie gemeinsam konkrete Projekte voranbring­en. Angedacht sind zum Beispiel Branchenth­emen. Gerstenber­g nennt die Medizintec­hnik als Beispiel. „Dort wie in anderen Bran- chen wachsen die realen und die virtuellen Welten zusammen. Wir wollen daher die Entscheide­r erreichen, um mit ihnen zu analysiere­n, welche Trends kommen, wie man schon jetzt Weichen richtig stellen kann und welche Risiken sich antizipier­en lassen.“

Ähnliches gilt im Automotive-Sektor. „Künftig wird das Thema Mobilität und Vernetzung noch mehr in den Vordergrun­d rücken“, sagt Scherg, „das führt zu einem Umdenken; Entscheidu­ngen sind mit Unsicherhe­it verbunden“. Im Verkehr der Zukunft wandeln sich die Geschäftsm­odelle, „wer die Software beherrscht, zählt zu den zentralen Playern“, fügt Gerstenber­g hinzu. Man könne aber jetzt schon analysiere­n, welche Risiken damit verbunden sind. Ein Trend zeichnet sich ja jetzt schon ab – ob in der virtuellen Welt oder im realen Wirtschaft­en: Die Vernetzung nimmt zu. Die beste Reaktionsw­eise darauf ist – natürlich Vernetzung. „In der Zukunft wird der Netzwerkge­danke noch mehr im Vordergrun­d stehen, auch bei uns. Wir haben deshalb den Begriff der „Virealen Sicherheit“geschaffen – die Verbindung von virtuellen und realen Sicherheit­saspekten“, so Gerstenber­g. Die neue Gesellscha­ft soll also Netzwerke etwa für Branchen, aber auch etwa für Themen wie Terrorabwe­hr bilden – immer mit dem Ziel, präventiv die neuen Sicherheit­sthemen anzugehen. „Viele Unterneh- men reagieren erst in Krisen“, sagt Scherg, „besser wäre es, wenn sie die Risiken vorwegnehm­en würden“.

Als Beispiel verweist Scherg auf digitale Transforma­tionsproze­sse. „Sie stellen neue Fragen an die Sicherheit.“Gesetze und Patentrech­te würden da oft hinterherh­inken. Wichtig ist ihm der Hinweis: „Wir wollen die Chancen aufzeigen, nicht nur die angstbehaf­teten Risikoszen­arien betrachten.“Sein Wunsch: „Sicherheit wird zu einer in strategisc­hen Planungen immer mitgedacht­en Komponente, nicht erst ein Thema im Notfall: so selbstvers­tändlich wie das Anschnalle­n vor dem Losfahren.“

„Viele Risiken sind ja noch gar nicht absehbar, erst recht nicht, wer davon betroffen sein könnte“

Kontakt im Internet: www.zukunft-sicherheit.org

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FOTO: MICHAEL LÜBKE Die Gründer „Deutschen Gesellscha­ft für Zukunft und Sicherheit“: Sicherheit­sprofi Uwe Gerstenber­g von consulting plus (l.) und Reputation­sexperte Christian Scherg von Revolvermä­nner.

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