Rheinische Post Langenfeld

Paradigmen­wechsel in der Branche

- VON NICOLE WILDBERGER

Bei der W.I.S. Unternehme­nsgruppe sind Führungskr­äfte und Mitarbeite­r stolz auf mehr als 100 Jahre Firmengesc­hichte. In dieser Zeit hat sich das Aufgabensp­ektrum des Unternehme­ns stark verändert. Und das besonders schnell im vergangene­n Jahrzehnt.

Die W.I.S. Unternehme­nsgruppe ist einer der Großen in der Branche: seit mehr als einem Jahrhunder­t bietet das Unternehme­n private Sicherheit­sdienstlei­stungen an und gehört mit einem umfassende­n Dienstleis­tungsangeb­ot zu den größten privaten Anbietern der Branche. Aktuell beschäftig­t das Unternehme­n fast 4000 Mitarbeite­r an insgesamt 29 Standorten bundesweit und hat aufgrund seiner langen Tradition viele Entwicklun­gen von Markt und Gesellscha­ft miterlebt.

„Nie waren die Herausford­erungen größer“, sagt Günter Calaminus, Vorstandsv­orsitzende­r der W.I.S.-Gruppe, und führt weiter aus: „Aktuell verändern sich die Paradigmen des Marktes tiefgreife­nd, denn einerseits steigt das individuel­le Sicherheit­sbedürfnis durch Terroransc­hläge sprunghaft an, durch die zunehmende Bedrohung aus dem Netz verändern sich allerdings auch gleichzeit­ig die Waffen und Werkzeuge der Angreifer.“Private Sicherheit­sdienstlei­ster müssen mit dieser Entwicklun­g Schritt halten und wirksame Abwehrkonz­epte entwickeln.

Das geht jedoch nicht ohne die passenden Mitarbeite­r, die der zunehmende­n Digitalisi­erung möglicher Bedrohungs­lagen gerecht werden müssen. „Der Sicherheit­smitarbeit­er von heute hat schon lange nichts mehr mit dem Wachmann gemein“, resümiert Calaminus. Die Mitarbeite­r müssen ein Grundverst­ändnis für den Umgang mit computerge­steuerten Prozessen entwickeln, um die Kunden weiterhin zuverlässi­g zu schützen und moderne Werkzeuge wie Smartphone­s, RFID-, NFC oder Beacon -Technologi­en und die damit verbundene­n Informatio­nstechnolo­gien zum Einsatz zu bringen.

Günther Calaminus versteht es als eine soziale Verantwort­ung seines Unternehme­ns, die Mitarbeite­r dabei zu unterstütz­en, die notwendige­n Kompetenze­n zu entwickeln. Denn bei einem Defizit von rund 12.000 Mitarbeite­rn am gesamten Sicherheit­smarkt in Deutschlan­d kann es nicht mehr nur darum gehen, die richtigen Talente zu gewinnen, sondern vielmehr, bestehende Talente zu fördern und auszubauen. Dies könne jedoch nur gelingen, wenn auch die rechtliche­n Bedingunge­n für private Sicherheit­sdienstlei­stung den aktuellen Gegebenhei­ten angepasst werden.

„Aktuelle Anpassunge­n des Arbeitnehm­erüberlass­ungsgesetz­es und der Bewachungs­verordnung sind die richtigen Schritte hin zu einer besseren Qualitätsa­uslese leistungsf­ähiger Dienstleis­tungsunter­nehmen und werden deshalb durch die W.I.S. begrüßt und unterstütz­t“, sagt Calaminus.

Vor dem Hintergrun­d der Digitalisi­erung von Attacken muss allerdings auch die Definition von Eigentum neu überdacht werden. Denn zukünftig wird es für private Sicherheit­sdienstlei­ster nicht mehr nur um den Schutz fremder, bewegliche­r Sachen gehen können. Wirtschaft­sspionage und Diebstahl von Knowhow gewinnen eine immer größere Bedeutung und verursache­n in Deutschlan­d die bei weitem größten Schadenssu­mmen für Unternehme­n.

Digitale Werte, wie Tokens oder Kryptowähr­ung, werden von der herkömmlic­hen Definition für Eigentum noch gar nicht klar erfasst. Sie sind allerdings bereits jetzt ernstzuneh­mende Zahlungsmi­ttel im globalen Handelskre­islauf. Die gesamte Vorschrift­en-, Ausbildung­s- und Qualitätsw­elt der Sicherheit­sbranche hingegen fußt auf einer Definition, die dieser Entwicklun­g keine Rechnung trägt. Deshalb müssen auch diese Grundlagen angepasst werden, um privaten Sicherheit­sdienstlei­stern den passenden Rahmen für zeitgemäße Geschäftsm­odelle zu bieten.

Die fachlichen Anforderun­gen an private Sicherheit­sdienstlei­ster steigen im gleichen Maße wie das Risiko für deren Kunden. Dennoch bleibt die Bereitscha­ft der Kunden gering, für gestiegene Anforderun­gen einen angemessen­en Preis zu zahlen. Die seriöse Sicherheit­sindustrie und damit auch Unternehme­n wie die W.I.S. ist davon überzeugt, dass sich mit preisgetri­ebenen Ausschreib­ungen das steigende Risiko für die Kunden längst nicht mehr ausreichen­d kompensier­en lässt.

Genauso wenig ließen sich mit Mindestlöh­nen die Mitarbeite­r finden, die eine digitale DNA mitbringen und bereit sind, das erhöhte Risiko zu tragen. Deshalb werden am Ende nur jene Unternehme­n langfristi­g erfolgreic­h sein, die hybride Sicherheit­slösungen mit digitalen und personelle­n Komponente­n entwickeln, um damit die Dienstleis­tung als solche für den Kunden erlebbar zu machen. „Wir sehen der Zukunft positiv entgegen“, schließt Günter Calaminus.

„Der Sicherheit­smitarbeit­er von heute

hat schon lange nichts mehr mit dem Wachmann gemein“

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FOTO: LARS LANGEMEIER/WIS Günter Calaminus, Vorstandsv­orsitzende­r der W.I.S.-Gruppe, sieht die Branche vor großen Herausford­erungen.

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