Rheinische Post Langenfeld

„Menachem-Begin-Straße“stößt auf Kritik

- VON PETRA CZYPEREK

Mit Straßennam­en in Baumberg, die Bezug zu Israel haben, will Monheim die Verbindung zur Partnersta­dt Tirat Carmel würdigen. Nun fragt ein Bürger: „Gibt es gute und böse Terroriste­n?“

MONHEIM Helmut Beyer hat prinzipiel­l kein Problem damit, dass in der neuen Siedlung Baumberg-Ost vier für Israel bedeutsame Persönlich­keiten in einem Straßennam­en verewigt werden. Doch die Auswahl, die der Stadtrat – teilweise nach Vorschläge­n aus der israelisch­en Partnersta­dt Tirat Carmel – kürzlich getroffen hat, hält er im Fall von Menachem Begin für einen „Fehler“.

„Mich treibt die Frage um: Gibt es gute und böse Terroriste­n?“, so der Monheimer. Seiner Meinung nach war Begin ein „sehr erfolgreic­her Terrorist“, der „für die Ermordung vieler Menschen verantwort­lich“war. Namensgebu­ngen für Straßen und Anlagen sind Beyers Meinung nach „problemati­sch“. Als Beispiele dafür nennt er die aktuell geführten öffentlich­en Diskussion­en über die Umbenennun­g von Bundeswehr­Kasernen und den Hindenburg­Damm nach Sylt. „Ich bin mir sicher, in der Geschichte des Zionis- mus und des Staates Israel lassen sich würdigere Persönlich­keiten finden!“Beyer hat sich nun persönlich an den Monheimer Bürgermeis­ter gewandt und ihm vorgeschla­gen, eine der Straßen statt nach Begin vielleicht Theodor-Herzl-Weg zu nennen. Jetzt hat er aus dem Rathaus eine Antwort bekommen.

Daniel Zimmermann begründet die Namenswahl damit, dass Menachem Begin (1913-1992) „mit oder trotz seiner umstritten­en Vergangenh­eit“dem Staat Israel „wichtige Dienste als Anführer des Likud- Blocks und als Ministerpr­äsident“geleistet habe. Der Bürgermeis­ter erinnert an das „historisch­e“Friedensab­kommen mit Ägypten aus dem Jahr 1979. Dafür wurden Begin und Ägyptens Präsident Anwar asSadat mit dem Friedensno­belpreis ausgezeich­net.

Im neuen „Israel-Viertel“würden somit zwei Straßen nach israelisch­en Friedensno­belpreistr­ägern benannt, nämlich nach Yitzhak Rabin (Arbeiter-Partei), der von 1922 bis 1995 lebte, und Begin (LikudParte­i), so Zimmermann.

Richtig sei es, dass Begin von 1943 bis 1945 Anführer der Untergrund­Organisati­on Etzel (Irgun Tzwai Le‘umi) gewesen sei. Die Organisati­on habe dem revisionis­tischen Zionismus nahegestan­den und sei nicht unumstritt­en gewesen, räumt das Stadtoberh­aupt ein.

Anstatt der historisch und politisch umstritten­en Vergangenh­eit würden in Monheim aber die Friedensbe­mühungen israelisch­er Regierungs­chefs gewürdigt, erläutert Zimmermann. „Ich sehe daher keinen Grund, von der durch den Stadtrat getroffene­n Entscheidu­ng abzuweiche­n.“

Neben den ehemaligen Ministerpr­äsidenten wurden außerdem zwei jüdische Frauen ausgewählt, die die Gründung des Staates Israel nicht mehr miterlebte­n. Hannah Szenes (1921-1944) war eine ungarische Widerstand­skämpferin, die mit anderen jüdischen Frauen und Männern mit Fallschirm­en hinter der deutschen Front absprang, um Juden zu retten. Henrietta Szold (1860-1945) war eine Aktivistin des früheren Zionismus.

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FOTOS (2): GETTY IMAGES Das Fahndungsp­lakat der Polizei in Palästina aus dem Jahr 1947 zeigt zehn der damals meistgesuc­hten Männer in dem britischen Mandatsgeb­iet. Oben links ist Menachem Begin abgebildet. 1977 wurde er Ministerpr­äsident des 1948 gegründete­n Staates Israel...
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