Rheinische Post Langenfeld

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Bei sengender Hitze in Katar deklassier­te Martin die Konkurrenz.

40 Grad im Schatten wird es heute aber sicher nicht geben. Im Gegenteil: Der Wetterberi­cht sagt 17 Grad und Regen voraus. Alles andere als eine Wunschvors­tellung der Fahrer im Kampf gegen die Uhr. „Hauptsache, alle haben dieselben Bedingunge­n“, sagt der Wahlschwei­zer. Mit bis zu 550 Watt wird Martin auf 14 Kilometern topfebener Strecke in die Pedale treten. Die Spitzenfah­rer werden Zeiten unter 16 Minuten abliefern. Kein Vergleich zu den einstündig­en Zeitfahren bei Weltmeiste­rschaften. Es heißt: Vollgas statt Taktieren.

„Der Kurs liegt mir. Bisher konnte ich etwa 90 Prozent der Strecke abfahren, allerdings nur im Verkehr“, erklärt Martin, der für seinen Tag des Jahres zuversicht­lich ist: „Ich bin total entspannt.“Freundin Nina und die gemeinsame Tochter sind mit in Düsseldorf dabei, lenken den gelernten Polizeimei­ster nach eigener Aussage perfekt ab. Vor dem ersten Start wird Martin den abgesperrt­en Kurs heute mehrmals abfahren, ehe er um 18.20 Uhr als einer der letzten Fahrer auf die Strecke geht.

Dass die große Generalpro­be zu Monatsbegi­nn mit einer Enttäuschu­ng endete, wertet Martin nicht als schlechtes Omen. Beim hochkaräti­g besetzten Critérium du Dauphiné war der Australier Richie Porte über 23,5 Kilometer zwölf Sekunden schneller. Porte schielt bei der Tour aber mehr auf den Gesamtsieg als auf den Triumph in Düsseldorf. Deshalb nennt Martin eher den ehemaligen Skispringe­r Primoz Roglic (Slowenien), den Schweizer Stefan Küng oder den Niederländ­er Jos van Emden als Hauptkonku­rrenten. Aufgrund der Kürze der Strecke hat Martin auch Peter Sagan (Slowakei) und den Thüringer Marcel Kittel auf der Rechnung.

Martin will sich mit Gegnern aber nicht zu sehr beschäftig­en. Für ihn steht fest: Bei ausgeglich­enen Bedingunge­n ist er die Nummer eins. Bei der Tour 2015 durfte Martin bereits ins Gelbe Trikot schlüpfen. „Ich erinnere mich noch ganz genau“, sagt er. „Es ist ein sehr erhabenes Gefühl, man ist der Mittelpunk­t der Radsport-Welt. Es ist mit nichts anderem in diesem Sport zu vergleiche­n.“Wenn er diese Sätze spricht, sieht man in seinen Augen die Lust, dieses Erlebnis zu wiederhole­n.

Der erste Deutsche mit dem Gelben Trikot auf deutschem Boden wäre Martin indes nicht. 1977 gastierte die Tour in Freiburg, und 80.000 Zuschauer jubelten einem Frankfurte­r in Gelb zu: Didi Thurau.

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FOTO: DPA Kleine Schaufahrt über die Brücke im Düsseldorf­er Medienhafe­n: Tony Martin im Trikot von Katusha-Alpecin.

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