Rheinische Post Langenfeld

Die Ladentheke für die Hosentasch­e

- VON CHRISTIAN HERRENDORF

Drei Düsseldorf­er haben eine App entwickelt, mit der Nutzer ihre Brötchen bestellen und ohne Wartezeit im Geschäft abholen können.

DÜSSELDORF Der frischeste Berliner seines Lebens war noch nicht die beste Erfahrung, die Sebastian Diehl nachts um drei bei seinem Praktikum in einer Bäckerei gemacht hat. Der Unternehme­r hat gelernt, wann und wie lange Brote und Brötchen gebacken werden, wie sie in die Filialen kommen, wie sie dort einsortier­t werden, wann welche Kunden was kaufen, wie kassiert wird und was passiert, wenn eine Ware ausverkauf­t ist. All diese Erkenntnis­se sind eingefloss­en in eine App, die Diehl nun mit seinen Partnern Philip Rodowski und Lucas Kerscher auf den Markt gebracht hat: eine Ladentheke für die Hosentasch­e.

Das Unternehme­n der drei Gründer und ihr Produkt tragen den gleichen Namen. Appandeat steht für die Idee, Waren, die die meisten Menschen täglich oder regelmäßig kaufen, über Handy oder Tablet zu bestellen und dann ohne Wartezeit im Laden abzu- holen. Rodowski hatte in seinem früheren Job be- merkt, dass immer, wenn er morgens oder abends zum Bäcker ging, offenbar alle Menschen in seiner Umgebung dieselbe Idee hatten. Die Schlangen waren lang, am Ende das gewünschte Brot oft ausverkauf­t oder ein Belag fürs Brötchen nicht mehr da. Daraus entwickelt­e er mit seinen Kumpels die Idee, die nun Wirklichke­it geworden ist.

Die Männer Anfang bis Mitte 30 bringen aus ihrem bisherigen Berufslebe­n eine gute Mischung an Wissen mit. Berater, Banker, Mitgründer von „Emmas Enkel“– das alles fügt sich nun gut zusammen, von den Kontakten in der Lebensmitt­elbranche über die Entwicklun­g

der Bezahlfunk­tion bis zur Vermarktun­g im Internet. Ganz entscheide­nd hinzukamen die Erfahrunge­n aus den Praktika in den Backstuben und Filialen. Erster Partner ist Peter Terbuyken, der sich mit 16 seiner Bäckerei-Filialen am Projekt beteiligt. Wer die App für sein Apple- oder Android-Gerät herunterge­laden hat, sucht zunächst über Karte oder Liste seine Wunschfili­ale. Dann sieht er alle Produkte des jeweiligen Geschäfts und kann munter zusammenkl­icken, was zu Hause Grundlage für Marmelade oder Aufschnitt werden soll. Anschließe­nd bestimmt der Nutzer, ob er seine Tüte in 15, 30 oder 45 Minuten abholen will, oder er terminiert seine Bestellung für einen anderen Tag und die passende Uhrzeit.

Auf der Gegenseite im Geschäft machen ein sehr, sehr deutlicher Klingelton und ein Zettel, der einem Kassenbon ähnelt und automatisc­h aus einem kleinen Drucker läuft, die Mitarbeite­r auf die Bestellung aufmerksam. Sie stellen alles zum passenden Zeitpunkt zusammen, dann kommt auf die Tüte ein netter Aufkleber mit dem Schriftzug „Mit Liebe gemacht für…“. Wenn der Kunde dann in die Filiale kommt, muss er nicht in der Schlange stehen, sondern erhält im Appandeat-Bereich sofort seine Waren. Wartezeit durch Geldsuche fällt auch weg, da bereits alles in der App und über Kreditkart­e geregelt ist. Für den beschriebe­nen Service fallen 29 Cent pro Bestellung an.

Appandeat will auch in Metzgereie­n, Coffee-Bars oder Convenienc­e-Stores die Warteschla­ngen verkürzen und die Gesamtlage entspannen. Rund 40 Anfragen aus dem Rheinland, dem Ruhrgebiet und anderen Teilen der Republik liegen den Gründern bereits vor.

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FOTO: APPANDEAT Sebastian Diehl, Lucas Kerscher, Peter Terbuyken und Philip Rodowski (v.l.)

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