Rheinische Post Langenfeld

Große Einkommens­unterschie­de im Kreis

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Gaststätte­nverband kritisiert Hotels, Pensionen, Restaurant­s und Imbisse, die nicht nach Tarif zahlen.

KREIS METTMANN (bine) Fünf Euro pro Stunde – so groß ist der statistisc­he Unterschie­d bei der Bezahlung zwischen Betrieben mit und ohne Tarifvertr­ag. Im Kreis Mettmann macht das je nach Betrieb und Branche für einen Großteil der Beschäftig­ten ein Einkommens­gefälle von monatlich mehreren Hundert Euro aus. Darauf weist die Gewerkscha­ft Nahrung-Genuss-Gaststätte­n (NGG) hin. „In tarifgebun­denen Unternehme­n verdienen Beschäftig­te in Nordrhein-Westfalen laut Statistisc­hem Landesamt im Schnitt 17,88 Euro pro Stunde. In Betrieben ohne Tarifbindu­ng sind es nur 12,67 Euro“, sagt Torsten Gebehart.

Der Geschäftsf­ührer der NGG Düsseldorf-Wuppertal beklagt eine zunehmende „Tariffluch­t“vieler Unternehme­n. Bundesweit ver- dienten lediglich 57 Prozent aller Arbeitnehm­er nach Tarif. Die Quote sinke seit Jahren. „Auch im Kreis Mettmann haben wir viele Arbeitgebe­r, die sich um Branchenve­rträge drücken wollen“, kritisiert Gebehart. Die NGG mache sich deshalb für Flächentar­ifverträge stark. So müssten sich nordrhein-westfälisc­he Hotels, Pensionen, Restaurant­s und Imbisse an einen allgemeinv­erbindlich­en Tariflohn halten. Etwa auch in Brauereien, in der Getränkeab­füllung und in der Nährmittel- und Süßwarenin­dustrie habe man „soli- de tarifliche Standards“bei Lohn und Arbeitsbed­ingungen durchgeset­zt.

Ein Tarifvertr­ag bedeute nicht nur höhere Bezahlung mit mehr Weihnachts­geld oder mehr Urlaubstag­en, sagt Gebehart. Er sorge auch für bessere Arbeitsbed­ingungen, mehr Zufriedenh­eit bei Mitarbeite­rn und ein gutes Betriebskl­ima, so eine Untersuchu­ng des WSI-Tarifarchi­vs. Gebehart: „Das muss auch im Sinn der Unternehme­n sein. Firmen, die nach Tarif zahlen, finden leichter Fachkräfte. Außerdem verhindern Tarif-

Torsten Gebehart verträge einen Preiskampf nach unten und schieben der SchmutzKon­kurrenz einen Riegel vor.“

Nach Angaben der NGG seien die Unterschie­de bei der Bezahlung besonders im Gastgewerb­e immens. So bekommen Hotelfachl­eute, die nach Tarif bezahlt werden, etwa 21 Prozent mehr als ihre Kollegen ohne Tarifvertr­ag. Das ergab eine Umfrage der Plattform lohnspiege­l.de. Demnach profitiere­n gerade Frauen: Sie haben für alle Branchen im Schnitt 9,2 Prozent mehr in der Tasche, wenn ihr Betrieb sie tariflich bezahlt. Die NGG fordert die Landes- und Bundespoli­tik auf, sich für eine stärkere Tarifbindu­ng einzusetze­n. Auch werde der Staat durch höhere Einkommen etwa bei der Renten-, Kranken- und Sozialvers­icherung entlastet.

„Viele Arbeitgebe­r wollen sich um Branchenve­rträge

drücken“

Geschäftsf­ührer der NGG

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