Vom Suchen und Finden
Oh Schreck. Kurz vor Büroschluss der Griff zum Ohr. Er ist weg. Der Stecker mit der schwarzen Kugel. Ein Geschenk des Liebsten. Marlene setzt alles daran, ihn wiederzufinden, schaut unter jeden Schreibtisch, läuft die Strecke durch die Innenstadt ab, fragt in den beiden Geschäften, wo sie Kleinigkeiten besorgt hatte. Nichts. Auf dem Heimweg – mit dem Fahrrad – hält sie den Blick fest auf den Boden gerichtet. Glänzt da nicht etwas auf dem Schotterweg entlang des Bachs? Und da, zwischen den schwarzen Vogelbeeren. Nichts. Total gefrustet kommt sie zuhause an, will gerade ihr Rad über die Einfahrt in die Garage schieben. Dabei fällt ihr Blick wie zufällig auf die schwarze Kugel mit dem silbernen Stecker, die nur wenige Zentimeter entfernt neben dem Gully liegt. Da ist er. Der verloren geglaubte Schmuck. Nicht auszudenken, wenn sie a) gar nicht auf den Gully geschaut hätte, b) ein Auto schon über die Onyxkugel gerollt wäre oder c) gar ein Spaziergänger den fehlenden Stecker gefunden hätte. Jetzt fehlt nur noch ein neues Gegenstück, das den Stecker künftig fest am Ohr hält. Bleibt die Erkenntnis, dass man manchmal Dinge eben erst findet, wenn man aufgehört hat, zu suchen. og