Rheinische Post Langenfeld

Ankara bleibt hart

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Der türkische Außenminis­ter spricht von Terror, der Präsident von Spionage.

BRÜSSEL (qua/RP) Die Türkei zeigt im Streit um die Inhaftieru­ng des deutschen Menschenre­chtlers Peter Steudtner und des „Welt“-Korrespond­enten Deniz Yücel keinerlei Bewegung. Auch Spitzenver­treter der Europäisch­en Union konnten die Regierung in Ankara gestern nicht zu einem Einlenken bewegen.

„Wir müssen einen Unterschie­d machen zwischen Terrorismu­s auf der einen Seite und politische­m Aktivismus und Journalism­us auf der anderen Seite“, sagte der türkische Außenminis­ter Mevlüt Çavusoglu nach einem Treffen mit der EU-Außenbeauf­tragten Federica Mogherini und Erweiterun­gskommissa­r Johannes Hahn in Brüssel. Echte Journalist­en dürften nicht mit „PseudoJour­nalisten“verwechsel­t werden, die Terroriste­n unterstütz­ten. Çavusoglu spielte damit auf die Vorwürfe der türkischen Justiz gegen Yücel und andere Journalist­en an. Ihnen wird im Zuge der Ermittlung­en zum Putschvers­uch im vergangene­n Jahr Terrorunte­rstützung vorgeworfe­n.

In Brüssel sollte es um die Beitrittsv­erhandlung­en der Türkei mit der EU gehen. Die gesamte EU übe grundsätzl­ich Kritik an Mängeln des Rechtsstaa­ts in der Türkei, sagte Erweiterun­gskommissa­r Hahn. Derweil forderte der türkische EU-Minister Ömer Çelik, neue Kapitel der Betrittsve­rhandlunge­n zu öffnen.

Wegen der Verhaftung­swelle sowie der Verstöße gegen Menschenre­chte und Pressefrei­heit durch die türkische Regierung gab es aus Deutschlan­d bereits Forderunge­n, keine Bei- trittshilf­en mehr zu zahlen. Die Bundesregi­erung hatte zudem die Reisehinwe­ise verschärft und wirtschaft­liche Konsequenz­en angedroht.

Bevor Çavusoglu und Çelik nach Brüssel reisten, machte die Türkei ihrer tiefen Verärgerun­g über Deutschlan­d und die EU noch einmal Luft. „Wer glaubt, die Türkei mit Embargos einschücht­ern zu können, muss erst einmal zu viel größeren Konsequenz­en bereit sein“, sagte Präsident Recep Tayyip Erdogan in Ankara. Zugleich erhob er Spionagevo­rwürfe gegen die Bundesregi­erung: „Du erlaubst dem Präsidente­n und den Ministern der Türkei nicht, in deinem Land zu sprechen. Aber deine Agenten kommen und tummeln sich hier in Hotels und zerteilen mein Land.“

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