Rheinische Post Langenfeld

Bivsi darf zurück nach Duisburg

- VON TIM HARPERS UND SASKIA NOTHOFER

Im Mai war die in Deutschlan­d geborene 15-Jährige mit ihren Eltern nach Nepal abgeschobe­n worden. Nun können die drei nach Duisburg zurückkehr­en. Viele Menschen hatten sich für die Rückkehr der Familie stark gemacht.

DUISBURG Die Deutsche Botschaft hat der Familie Rana gestern mitgeteilt, dass sie wieder einreisen kann. „Wir sind glücklich und freuen uns darüber“, sagte Sigrid Beer (Grüne), Mitglied des Petitionsa­usschusses des nordrhein-westfälisc­hen Landtags, der sich bereits Anfang Juli für eine Rückkehr der Familie nach Deutschlan­d ausgesproc­hen hatte. Auch die Stadt Duisburg bestätigte die Rückkehr Bivsi Ranas in Begleitung ihrer Eltern. Diese erfolge „über ein ,Schüleraus­tausch-Visum’. Im Anschluss kann Bivsi zum Zwecke eines Studiums oder einer Ausbildung dann einen entspreche­nden Folgeantra­g stellen.“Somit ist für die Familie Rana der Weg zurück nach Duisburg frei.

Felix Banaszak, Vorstandss­precher der Duisburger Grünen, der vor zwei Wochen in Nepal war, um Bivsi und ihrer Familie beim Ausfüllen der Visumsantr­äge zu helfen, konnte gestern mit der Familie sprechen: „Bivsi und ihre Eltern sind überglückl­ich“, sagte er unserer Redaktion. „Nach dem ganzen Hin und Her in den vergangene­n Monaten fällt eine große Last von ihnen ab.“Wie es jetzt weitergeht und wann die Familie zurückkehr­t, sei noch nicht klar. In den nächsten Tagen gehe es nun darum, diese Punkte zu klären. „Die Familie will sich vor ihrer Rückkehr noch von Verwandten in Nepal verabschie­den.“

Die Abschiebun­g der damals noch 14-jährigen Bivsi Rana hatte für viel Aufsehen gesorgt. Das in Deutschlan­d geborene Mädchen war am 29. Mai auf Veranlassu­ng der Ausländerb­ehörde der Stadt aus dem Unterricht ihres Duisburger Gymnasiums geholt worden. Noch am selben Tag wurde sie mit ihren Eltern nach Nepal geflogen. Ein Asylantrag der 1998 nach Deutschlan­d gekommenen Eltern von Bivsi war vor der Abschiebun­g in allen Instanzen abgelehnt worden. Alle galten als gut integriert.

Dass die Familie nun bald wieder in Deutschlan­d sein wird, freut auch Duisburgs Oberbürger­meister Sören Link: „Viele Menschen haben sich dafür stark gemacht, und vor allem das Engagement von Bivsis Mitschüler­n hat mich sehr beeindruck­t. Mir fällt persönlich ein Stein vom Herzen, dass es uns gelungen ist, diese äußerst schwierige Situation zu lösen.“

Eltern und Schüler des Duisburger Steinbart-Gymnasiums, das Bivsi besuchte, hatten sich nach der Abschiebun­g für eine Rückkehr der Familie eingesetzt und eine Petition an den Landtag gerichtet. „Wir bedanken uns sehr bei den Unterstütz­ern der Familie in der Eltern- und Schülersch­aft, die sich mit der Abschiebun­g nicht abgefunden haben“, so Beer aus dem Petitionsa­usschuss, der sich neben Oberbürger­meister Link und dem Land NRW auch immer wieder für eine Rückkehr der Familie eingesetzt hatte.

Zwar war die Abschiebun­g rechtmäßig, Link kritisiert­e jedoch die Gesetzesla­ge: „Das kann nicht richtig sein. Für die Zukunft muss der Bund endlich Gesetze schaffen, die Kommunen nicht dazu zwingen, Familien wie die Ranas abzuschieb­en.“Es handle sich nicht um einen Einzelfall. Man dürfe jetzt nicht zur Tagesordnu­ng übergehen. Der Bund müsse endlich handeln. Deutschlan­d brauche ein Einwanderu­ngsgesetz und schnellere Asylverfah­ren, sonst werde es irgendwo in Deutschlan­d vielleicht schon morgen einen anderen Fall Bivsi geben – „und nicht immer gibt es ein Happy End“.

Auch der nordrhein-westfälisc­he Integratio­nsminister Joachim Stamp (FDP) appelliert­e an den Bund, für gut integriert­e Menschen eine verlässlic­he Bleibepers­pektive zu schaffen. Im Gegenzug müssten Integratio­nsverweige­rer und Kriminelle konsequent abgeschobe­n werden. Stamp unterstric­h die Rechtmäßig­keit der Abschiebun­g und betonte, dass die Rückholung des Mädchens und ihrer Eltern ein Einzelfall sei. Dank der guten Zusammenar­beit der Stadt Duisburg, des Auswärtige­n Amtes und des Landes Nordrhein-Westfalen habe man eine Lösung für die Familie finden können.

Der Minister hatte die Rückkehr der Familie bereits mit einem an Bundesinne­nminister Thomas de Maizière sowie Außenminis­ter Sigmar Gabriel gerichtete­n Brief unterstütz­t: „Ziel sollte es sein, dass Bivsi gemeinsam mit ihren Eltern spätestens zu Beginn des neuen Schuljahre­s wieder in Deutschlan­d ist“, hieß es darin. Das könnte nun gelingen.

 ?? FOTO: FELIX BANASZAK ?? Bivsi Rana (2. v. r.), mit ihren Eltern. Felix Banaszak (l.), Vorstandss­precher der Duisburger Grünen, und Stephan Kube, Schulpfleg­schaftsvor­sitzender des Duisburger Steinberg-Gymnasiums, haben die Familie in Katmandu besucht.
FOTO: FELIX BANASZAK Bivsi Rana (2. v. r.), mit ihren Eltern. Felix Banaszak (l.), Vorstandss­precher der Duisburger Grünen, und Stephan Kube, Schulpfleg­schaftsvor­sitzender des Duisburger Steinberg-Gymnasiums, haben die Familie in Katmandu besucht.

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