Rheinische Post Langenfeld

Neue Straßennam­en fürs Menk-Gelände

- VON PETRA CZYPEREK UND THOMAS GUTMANN

Das Areal, das für Wohnbebauu­ng, Gewerbe und eine Moschee vorgesehen ist, wird namentlich ans Musikanten­viertel angeknüpft.

MONHEIM/LANGENFELD Wenn auf einem Teil des ehemaligen Menkgeländ­es in der Nähe des Monbagsees an der Opladener Straße neue Wohnhäuser gebaut werden und im nördlichen Teil Gewerbe entsteht, wird das Gebiet über die Kreuzung Opladener Straße/Baumberger Chaussee erschlosse­n. Zwei Stichstraß­en queren den Fuß- und Radweg und führen von Westen in das Neubauge- biet. Ein Fußweg soll die nördliche Stichstraß­e zusätzlich mit der Opladener Straße verbinden. In seiner letzten Sitzung vor der Sommerpaus­e entschied sich der Stadtrat einstimmig dafür, dass die neuen Straßennam­en zum einen die Nähe zum Monbagsee hervorhebe­n, zum anderen einen Bezug zum angrenzend­en Musikanten­viertel herstellen sollen.

Das Gremium nahm die drei Vorschläge der Verwaltung Am Monbagsee, Ursula-Mamlok-Straße und KarlheinzS­tockhausen-Straße an. Ursula Mamlock war eine deutschame­rikanische Komponisti­n und Dozentin. Die in Berlin geborene Jüdin und ihre Familie flüchteten Mitte der 1930er Jahre aus Deutschlan­d und gingen ins Exil nach Ecuador. Mit 17 Jahren erhielt sie ein Stipendium in New York. Sie lebte mit ihrem Mann in San Franciso und kehrte erst nach seinem Tod nach Deutschlan­d zurück. Sie starb 2016 in Berlin.

Karlheinz Stockhause­n gilt als einer der bedeutends­ten Komponiste­n des 20. Jahrhunder­ts. Der 1928 in Mödrath (heute Kerpen) geborene Rheinlände­r schuf neue Formen der Musik. Von ihm gibt es weit mehr als 300 Eigenkompo­sitionen. Von 1971 bis 1977 an war er Professor für Kompositio­n an der Musik- hochschule Köln. 2007 starb Stockhause­n in Kürten-Kettenberg. Die östlich von Köln gelegene bergische Kommune trägt den offizielle­n Namenszusa­tz „Stockhause­n-Gemeinde“.

Mit der Familie des Komponiste­n verbindet sich überdies eine über- aus tragische Geschichte mit Bezug zu Langenfeld. Seine Mutter gehört zu den 368 Patienten der Heilund Pflegeanst­alt Galkhausen (heute LVR-Klinik), die 1941 in der nationalso­zialistisc­hen Tötungsans­talt Hadamar ermordet wurden. Eine Schülerin hat diese Geschichte vor vier Jahren erforscht: Lisa Quernes vom Landes-Musik-Gymnasium Montabaur befasste sich in ihrer preisgekrö­nten Arbeit für den Geschichts­wettbewerb des Bundespräs­identen (Körber-Stiftung) auch mit dem Deckmantel des Schweigens, die in der Familie Stockhause­n (wie in vielen Familien) in der Nachkriegs- Altenberg. Gertrud, inzwischen im fünften Jahr in Galkhausen, erhielt nach einem Zeitzeugen­bericht nicht etwa einen Familienan­gehörigen, sondern ein Parteimitg­lied als Vormund – einen Vertreter jenes Regimes, das nach dem „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchse­s“(1934) die „Vernichtun­g un- werten Lebens“vorbereite­te.

Nach Kriegsausb­ruch lief die „Aktion T4“an, die systematis­che Ermordung psychisch kranker und geistig behinderte­r Menschen. Mindestens 70 000 fielen ihr schließlic­h zum Opfer, die Toten der „wilden Euthanasie“nach Einstellun­g der Aktion nicht mitgezählt. Gertrud Stockhause­n wurde am 27. Mai 1941 mit einem der berüchtigt­en grauen Busse nach Hadamar überführt und noch am selben Tag in der Gaskammer getötet.

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FOTO: SEGELCLUB Segelvergn­ügen auf dem Monbagsee. Das Gewässer befindet sich neben dem Menk-Gelände.
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FOTO: WDR Karlheinz Stockhause­n (1928-2007) lebte im Bergischen Land.
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FOTO: D-RADIO Die deutsch-amerikanis­che Komponisti­n Ursula Mamlok starb 2016.

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