Rheinische Post Langenfeld

Achenbach-Prozess: Ortstermin in Albrechts Garten

- VON STEFANI GEILHAUSEN

Der Kunstberat­er und die Aldi-Erben streiten um die Echtheit von vier Munoz-Skulpturen. Gestern sagte Kunstgieße­r Schmäke aus.

Bislang hat die 6. Zivilkamme­r des Düsseldorf­er Landgerich­ts über die Kunstwerke, die Helge Achenbach dem verstorben­en Aldi-Erben Berthold Albrecht mit heimlichen Preisaufsc­hlägen in Millionenh­öhe verkauft hat, viel gehört. Demnächst werden sich die Richter zumindest vier davon auch ansehen: Denn die Vierergrup­pe aus dem „Conversati- on Piece“von Juan Muñoz im Albrechtsc­hen Garten trägt angeblich dieselbe Nummer wie das Ensemble des spanischen Bankhauses Santander. Die Albrecht-Erben halten sie deshalb ebenso wie die Erben des 2001 verstorben­en Künstlers für einen unautorisi­erten und deswegen wertlosen Nachguss.

Achenbach will die Gruppe als kleine Aufmerksam­keit von Muñoz selbst erhalten, zum 40. Geburtstag an seine Frau weitervers­chenkt und schließlic­h den Verkauf für eine Million Euro an Berthold Albrecht eingefädel­t haben.

Die Aussagen der Muñoz-Erben brachten den renommiert­en Düsseldorf­er Kunstgieße­r Karl-Heinz Schmäke in Erklärungn­ot. In Begleitung seines Anwalts versichert­e er gestern dem Gericht, in Muñoz’ Auftrag zwei Auflagen des 22-teiligen Gesamtwerk­s „Conversati­on Piece“gegossen zu haben. Von 2001 bis 2004 seien bei ihm 44 FigurenPaa­re – je zwei Güsse einer Figur – entstanden, die Gussform danach sofort vernichtet worden. So habe er es mit Muñoz vereinbart, und dass der im August 2001 gestorben war, habe für die Gießerei keine Rolle gespielt – wenn der Auftrag einmal erteilt sei, wären weitere Absprachen nicht üblich. „Die Künstler vertrauen uns“, sagte Schmäke, der auch die Vorgeschic­hte des Kunstwerks beschrieb: 22 Figuren, die Muñoz in Spanien für die Münchener Allianz hatte gießen lassen, hatten sich dort als nicht wetterfest erwiesen. Der Konzern reklamiert­e, Muñoz gab bei Schmäke einen hochwertig­eren Guss in Auftrag – und baute die Allianz-Retouren zum von Schmäke gegossenen Conversati­on-Piece um. Bevor sie nach Madrid zurückgesc­hickt wurden, waren sie allerdings wieder in den Urzustand versetzt werden. Ihr Verbleib ist unklar.

Bezahlt wurde Schmäke von Helge Achenbach, der die Figuren auch abholen ließ. Auch das sei einst mit Muñoz so vereinbart worden. Weitere Abgüsse aus der Gießerei Schmäke jedenfalls gebe es nicht. Ob die Figuren in Albrechts Garten wirklich seinen Stempel tragen, will er beim Ortstermin nun als sachverstä­ndiger Zeuge prüfen.

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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ In beiden Fahrtricht­ungen reihen sich auf der Toulouser Alle die geparkten Fahrzeuge aneinander. Viele Handwerker stellen hier ihre Autos ab, aber auch Anwohner nutzen die Flächen.

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