Rheinische Post Langenfeld

Aufbauhelf­er zwischen den Pfosten

- FOTO: KS MEDIA

Bernd Leno hat sich die Rückkehr in die Champions League zum Ziel gesetzt. In Österreich will die Nummer eins der Werkself zudem dabei helfen, aus der Mannschaft eine Einheit zu formen – und hat dafür mehreren Klubs abgesagt.

SEBASTIAN BERGMANN BERICHTET AUS DEM TRAININGSL­AGER IN ZELL AM SEE Bernd Leno wirkt gut erholt. Die Strapazen des Abstiegska­mpfes mit Bayer 04 und den Confed-Cup in Russland hat der Torhüter der Werkself offenbar gut weggesteck­t. Nach drei Wochen Urlaub, den er mit seiner Freundin im spanischen Marbella und bei der Familie in Stuttgart verbracht hat, ist der 25-Jährige im Trainingsl­ager angekommen. Um beim sportliche­n Wiederaufb­au von Bayer 04 zu helfen, hat der wohl konstantes­te Leverkusen­er der vergangene­n Spielzeit gleich mehrere Offerten namhafter Klubs in diesem Sommer ausgeschla­gen.

„Es gab in diesem Jahr Angebote anderer Vereine – das stimmt“, sagt Leno. Die Verantwort­lichen hätten ihm jedoch klargemach­t, dass man fest mit ihm plane. „Deswegen war das für mich auch relativ schnell vom Tisch, auch wenn ich im Hinblick auf die WM 2018 natürlich gerne Champions League gespielt hätte.“Einige Angebote seien „sehr interessan­t“gewesen.

Der fünfmalige Nationalsp­ieler, der seit 2011 das Tor von Bayer 04 hütet, fühlt sich dem Werksklub verpflicht­et: „Ich sehe mich auch ein bisschen in der Verantwort­ung gegenüber dem Verein und will am Comeback mitarbeite­n.“Zum Verbleib in Leverkusen gezwungen worden sei er aber nicht. Es sei „keine Qual“, weiter für die Werkself zu spielen: „Für mich ist das genauso spannend.“

Leno ist kein gewöhnlich­er Fußball-Profi. Trotz seines noch jungen Alters zählt er bereits zu den erfahrenst­en Akteuren der Werkself. Allein 200 Bundesliga-Spiele hat der ehemalige Stuttgarte­r bereits absolviert. Mit gerade einmal 19 Jahren hat der Sohn russischer Aussiedler für Leverkusen in der Champions League debütiert. Zum damaligen Zeitpunkt war er der jüngste jemals eingesetzt­e deutsche Torhüter in der Königsklas­se, in die der umworbene Schlussman­n schnellstm­öglich zurückkehr­en möchte.

„Zwei oder mehrere Jahre ohne wären nicht optimal für meine Ansprüche und meine Entwicklun­g. Deswegen wäre es natürlich das Beste, wenn wir mit Bayer wieder nach Europa kommen – am besten in die Champions League.“Das wird wohl auch das Ziel des neuen Trainers Heiko Herrlich sein, der Leno und Co. gestern Morgen fast zweieinhal­b Stunden auf dem Rasen des AloisLatin­i-Stadions trainieren ließ. Vom neuen Coach hat Leno einen positiven ersten Eindruck. „Er lässt anderen Fußball spielen, als es in den letzten zwei, drei Jahren bei uns der Fall war. Er legt viel Wert auf das Team“, sagt Leno. Vergangene­s Jahr hätten sowohl Geschlosse­nheit als auch der Teamgedank­e gefehlt. „Wir hatten super Spieler, aber konnten es als Mannschaft nicht auf den Platz bringen.“Einige hätten in der vergangene­n Saison, die Bayer als Zwölfter abschloss, zu wenig Präsenz gezeigt. Die Probleme der Werkself seien offensicht­lich gewesen.

„Es war drei Sekunden vor zwölf“, sagt Leno. Erst kurz vor Ende der Saison hätte jeder Einzelne gemerkt, dass es um seine persönlich­e Zukunft gehe. „Dann sind viele Spieler aufgewacht.“Die Abgänge von Chicharito und Hakan Calhanoglu seien „sportlich schmerzhaf­t“, aber verständli­ch, sagt Leno. Das habe dem Verein „gutes Geld“eingebrach­t. „Diese Millionen werden kurz- und mittelfris­tig in die Mannschaft investiert.“Er gehe davon aus, dass noch Verstärkun­gen kommen.

Der Confed-Cup, den Deutschlan­d mit dem Titel abschloss, hat bei Leno gemischte Gefühle hinterlass­en. Bei seinem einzigen Einsatz in Russland, dem 3:2-Auftaktsie­g gegen Australien, hatte er zweimal gepatzt. „Das Spiel war eines meiner schlechter­en“, sagt er. Bundestrai­ner Joachim Löw hätte ihm dennoch Mut zugesproch­en. „So ist es halt als Torwart. Wichtig ist, in den Einheiten weiter alles zu geben.“Er gehe davon aus, dass Löw ihm weiterhin sein Vertrauen ausspreche. So wie Leno nun Bayer 04 sein Vertrauen ausgesproc­hen hat.

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Nach dem Confed-Cup weilte Bernd Leno bis Anfang der Woche noch im verlängert­en Urlaub. Nun bereitet er sich im verregnete­n Zell am See mit der Werkself auf die anstehende Saison vor – und setzt sich hohe Ziele.

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