Totalüberwachung im Job ist vorsintflutlich
Wenn ein Chef seinem Angestellten Geld im Austausch für dessen Arbeitskraft gibt, dann darf er auch erwarten, dass sich sein Mitarbeiter während der vereinbarten Arbeitszeit voll und ganz auf den Job konzentriert. Die Realität ist allerdings eine andere. Ein kurzer Blick aufs Smartphone, bei Facebook schnell nachschauen, was die Freunde so treiben, oder aber das Telefonat mit den Kindern – all dies gehört heute für viele Angestellte zum Arbeitsalltag dazu.
Das mag so manchen Chef wurmen, eine ganze Belegschaft deshalb unter Generalverdacht zu stellen und sie mit digitalen Spionen rund um die Uhr zu überwachen, rechtfertigt das nicht. Der Schaden, den solche Big-Brother-Allüren der Unternehmenskultur zufügen, ist größer als der Nutzen.
Um es klar zu sagen: Ein Chef soll sich nicht von der Belegschaft übertölpeln lassen. Wenn es einen begründeten Verdacht gibt, dann muss der auch aufgeklärt werden. Aber es gibt bessere Mittel als die Totalüberwachung. Das haben die Richter auch so unterstrichen. Und am besten regelt die Unternehmensführung, was erlaubt ist und was nicht, mit dem Betriebsrat per Betriebsvereinbarung. Das spart unnötigen juristischen Ärger. BERICHT
Tod in Mali
Selbstverständlich gehört die Trauer um den Tod der beiden Heeresflieger an den Anfang jeder Bewertung. Wenn in Kürze wieder fahnengeschmückte Särge zu sehen sind, wird das Bild von der Bundeswehr komplettiert. Es geht nicht nur um tolle Jobs und abenteuerliche Herausforderungen, es geht auch um reale Lebensgefahr. Die war in vier Jahren ohne Gefallene im Einsatz zu schnell verblasst.
Umso größer ist das Anrecht von Angehörigen und Kameraden darauf, das Warum zu erfahren. 130 Blauhelmsoldaten haben im Bürgerkriegsland Mali ihr Leben gelassen. Die Gefahr lag auf der Hand. Aber auch die Entschlossenheit, das Land nicht zum Terror-Nährboden werden zu lassen. Das gehört auch unter die Überschrift „Fluchtursachen bekämpfen“. Wenn nun ein technischer Defekt als mögliche Ursache in den Vordergrund rückt, dann darf nicht der geringste Verdacht bleiben, dass hier Sicherheitsstandards umdefiniert worden sein könnten, um den Einsatz besser stemmen zu können, und dies zu einem tragischen Unglück beigetragen haben könnte. Sonst wird es eng für die Ministerin. BERICHT BUNDESWEHR UNTERSUCHT ABSTURZ . . ., TITELSEITE
BFalsche Sanktionen
ei internationalen Konflikten muss die Wirtschaft das Primat der Politik akzeptieren. Dabei können grundsätzlich auch Wirtschaftssanktionen sinnvoll sein. Doch was die USA nun planen, hat nichts mit kluger Außenpolitik zu tun, sondern mit wirtschaftlichem Egoismus: Das Repräsentantenhaus will die Sanktionen gegen Russland verschärfen – als Antwort auf die Annexion der Krim und die Unterstützung von Assad. Dazu will es alle – auch deutsche – Firmen bestrafen, die beim Bau oder Betrieb von Pipelines helfen, und so den Russen das Exportgeschäft kaputt machen.
Daran sind zwei Dinge inakzeptabel: Die USA wollen die Sanktionen als Vehikel nutzen, um der heimischen Fracking-Industrie Vorteile auf dem europäischen Markt zu verschaffen, wie sie unverblümt einräumen. Und sie stimmen die Sanktionen nicht mit Europa ab, obwohl Europa politischer Partner und wirtschaftlich Geschädigter ist. Von Trump erwartet man nichts anderes. Doch dass das Repräsentantenhaus von sich aus diesen Kurs fährt, lässt nichts Gutes ahnen. „America first“wird zum Spaltpilz des Westens. BERICHT