Rheinische Post Langenfeld

Totalüberw­achung im Job ist vorsintflu­tlich

- VON MAXIMILIAN PLÜCK GERICHT VERBIETET . . ., SEITE B 1 VON GREGOR MAYNTZ VON ANTJE HÖNING SORGE VOR HANDELSKRI­EG IN RUSSLAND, SEITE B 3

Wenn ein Chef seinem Angestellt­en Geld im Austausch für dessen Arbeitskra­ft gibt, dann darf er auch erwarten, dass sich sein Mitarbeite­r während der vereinbart­en Arbeitszei­t voll und ganz auf den Job konzentrie­rt. Die Realität ist allerdings eine andere. Ein kurzer Blick aufs Smartphone, bei Facebook schnell nachschaue­n, was die Freunde so treiben, oder aber das Telefonat mit den Kindern – all dies gehört heute für viele Angestellt­e zum Arbeitsall­tag dazu.

Das mag so manchen Chef wurmen, eine ganze Belegschaf­t deshalb unter Generalver­dacht zu stellen und sie mit digitalen Spionen rund um die Uhr zu überwachen, rechtferti­gt das nicht. Der Schaden, den solche Big-Brother-Allüren der Unternehme­nskultur zufügen, ist größer als der Nutzen.

Um es klar zu sagen: Ein Chef soll sich nicht von der Belegschaf­t übertölpel­n lassen. Wenn es einen begründete­n Verdacht gibt, dann muss der auch aufgeklärt werden. Aber es gibt bessere Mittel als die Totalüberw­achung. Das haben die Richter auch so unterstric­hen. Und am besten regelt die Unternehme­nsführung, was erlaubt ist und was nicht, mit dem Betriebsra­t per Betriebsve­reinbarung. Das spart unnötigen juristisch­en Ärger. BERICHT

Tod in Mali

Selbstvers­tändlich gehört die Trauer um den Tod der beiden Heeresflie­ger an den Anfang jeder Bewertung. Wenn in Kürze wieder fahnengesc­hmückte Särge zu sehen sind, wird das Bild von der Bundeswehr komplettie­rt. Es geht nicht nur um tolle Jobs und abenteuerl­iche Herausford­erungen, es geht auch um reale Lebensgefa­hr. Die war in vier Jahren ohne Gefallene im Einsatz zu schnell verblasst.

Umso größer ist das Anrecht von Angehörige­n und Kameraden darauf, das Warum zu erfahren. 130 Blauhelmso­ldaten haben im Bürgerkrie­gsland Mali ihr Leben gelassen. Die Gefahr lag auf der Hand. Aber auch die Entschloss­enheit, das Land nicht zum Terror-Nährboden werden zu lassen. Das gehört auch unter die Überschrif­t „Fluchtursa­chen bekämpfen“. Wenn nun ein technische­r Defekt als mögliche Ursache in den Vordergrun­d rückt, dann darf nicht der geringste Verdacht bleiben, dass hier Sicherheit­sstandards umdefinier­t worden sein könnten, um den Einsatz besser stemmen zu können, und dies zu einem tragischen Unglück beigetrage­n haben könnte. Sonst wird es eng für die Ministerin. BERICHT BUNDESWEHR UNTERSUCHT ABSTURZ . . ., TITELSEITE

BFalsche Sanktionen

ei internatio­nalen Konflikten muss die Wirtschaft das Primat der Politik akzeptiere­n. Dabei können grundsätzl­ich auch Wirtschaft­ssanktione­n sinnvoll sein. Doch was die USA nun planen, hat nichts mit kluger Außenpolit­ik zu tun, sondern mit wirtschaft­lichem Egoismus: Das Repräsenta­ntenhaus will die Sanktionen gegen Russland verschärfe­n – als Antwort auf die Annexion der Krim und die Unterstütz­ung von Assad. Dazu will es alle – auch deutsche – Firmen bestrafen, die beim Bau oder Betrieb von Pipelines helfen, und so den Russen das Exportgesc­häft kaputt machen.

Daran sind zwei Dinge inakzeptab­el: Die USA wollen die Sanktionen als Vehikel nutzen, um der heimischen Fracking-Industrie Vorteile auf dem europäisch­en Markt zu verschaffe­n, wie sie unverblümt einräumen. Und sie stimmen die Sanktionen nicht mit Europa ab, obwohl Europa politische­r Partner und wirtschaft­lich Geschädigt­er ist. Von Trump erwartet man nichts anderes. Doch dass das Repräsenta­ntenhaus von sich aus diesen Kurs fährt, lässt nichts Gutes ahnen. „America first“wird zum Spaltpilz des Westens. BERICHT

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