Rheinische Post Langenfeld

Nebenkläge­r planen im NSU-Prozess 47 Plädoyers

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MÜNCHEN (RP) Anders als geplant wird die Bundesanwa­ltschaft ihr Plädoyer im NSU-Prozess wohl erst nach der Sommerpaus­e am 1. September beenden. Die Angeklagte­n beschweren sich über Konzentrat­ionsschwie­rigkeiten, deshalb muss das Oberlandes­gericht München viele Pausen und kurze Verhandlun­gstage einplanen. Von den 22 vorgesehen­en Stunden für das Plädoyer der Ankläger wird noch ein Teil nach der gerichtlic­hen Sommerpaus­e stattfinde­n müssen. Die geplanten zwei Verhandlun­gstage in der kommenden Woche werden nicht ausreichen.

Nach dem umfangreic­hen Plädoyer der Bundesanwa­ltschaft muss sich das Gericht auch auf längere Schlussvor­träge der Nebenkläge­r einstellen. In einem gestern an die Prozesspar­teien verteilten Schriftsat­z ist von 47 Einzelpläd­oyers die Rede. Nach Auskunft des Gerichts sind 95 Geschädigt­e oder Hinterblie­bene von Mordopfern des NSU als Nebenkläge­r registrier­t. Sie werden von 60 Anwälten vertreten.

Die Bundesanwa­ltschaft hatte am Dienstag mit ihrem Schlussvor­trag begonnen. Die Anklagebeh­örde fasst die gesamte Beweisaufn­ahme zusammen und hat mehrfach deutlich gemacht, dass sie die Hauptangek­lagte Beate Zschäpe als volle Mittäterin der Verbrechen des „Nationalso­zialistisc­hen Untergrund­s“sieht. Die Nebenkläge­r sollen nach der Bundesanwa­ltschaft plädieren. Im Anschluss folgt noch die wohl ebenfalls umfangreic­he Stellungna­hme der Verteidigu­ng der fünf Angeklagte­n.

Gestern schilderte die Oberstaats­anwältin Anette Greger die Details aller Morde und Anschläge. Greger mühte sich, Zweifel an der Mittätersc­haft von Beate Zschäpe zu zerstreuen. Zschäpe habe die Opfer bewusst verhöhnt, etwa durch das Versenden von Bekennervi­deos und das Erstellen eines „Spiels“. Außerdem soll Zschäpe die Taten des NSU akribisch dokumentie­rt haben. Sie sei Gründungsm­itglied und wesentlich­er Bestandtei­l des Terror-Trios gewesen.

Zschäpe lebte mehr als 13 Jahre mit den Terroriste­n Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt im Untergrund. In dieser Zeit sollen die beiden Männer zehn Menschen ermordet haben.

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