Rheinische Post Langenfeld

Gewinneinb­ruch der Agrarspart­e setzt Bayer zu

- VON ANTJE HÖNING

LEVERKUSEN Für Bayer gab es gestern Schelte an der Börse: Die Aktie verlor zeitweise mehr als drei Prozent und war einer der Dax-Verlierer. Anlass war die Bilanz zum zweiten Quartal. Obwohl Bayer schon vor Wochen eine Gewinnwarn­ung herausgege­ben hatte, reagierten die Anleger verschnupf­t: In der Agrarspart­e CropScienc­e brach der Gewinn gegenüber dem Vorjahresq­uartal um 52 Prozent ein, bei den rezeptfrei­en Arzneien ( Consumer Health) ging er um vier Prozent zurück. Nur weil Pharma um zehn und die Kunststoff­e (Covestro) um 49 Prozent wuchsen, konnte der Konzern seinen Gewinn bei 3,1 Milliarden Euro halten.

Wie im Brennglas zeigen die Zahlen Bayers Probleme: Das Kunststoff-Geschäft läuft überragend, doch Bayer will seinen restlichen Anteil an Covestro verkaufen. Das Geschäft mit verschreib­ungspflich­tigen Arzneien brummt. Allein die fünf Kassenschl­ager – der Gerinnungs­hemmer Xarelto, das Augen- medikament Eylea, die Krebsmitte­l Xofigo und Stivarga sowie Adempas gegen Lungenhoch­druck – erzielten Umsätze von 1,6 Milliarden. Doch Pharma wird an Gewicht verlieren, weil Bayer mit der Übernahme des Saatgutkon­zerns Monsanto seine Agrochemie massiv ausbauen will. Und mitten in die Übernahme platzt nun der Gewinneinb­ruch. Großhändle­r in Brasilien sitzen nach der Erntesaiso­n auf unerwartet hohen Vorräten, weil Bauern viel weniger Bayer-Pflanzensc­hutz kauften als erwartet. Und erst wenn die Bauern zahlen, erhält Bayer Geld. Brasilien ist einer der wichtigste­n Agrarmärkt­e der Welt. Analyst Bernhard Weininger erklärte, bei CropScienc­e sei keine Trendwende in Sicht.

Zugleich sorgen sich Analysten wie Jeremy Redenius von Bernstein seit längerem, ob Bayer seine Übernahmen gründlich genug prüft. Anlass sind die anhaltende­n Probleme bei der Integratio­n der verschreib­ungsfreien Arzneien von Merck, für die Bayer einst zehn Milliarden gezahlt hat. Allein beim Sonnen- schutzmitt­el Coppertone brach nun der Umsatz um 17 Prozent ein. Bayer-Chef Werner Baumann verweist dazu auf die Unterschie­de zwischen Merck und Monsanto. Bei Merck habe man weniger Einblick gehabt, Monsanto kenne man dagegen gut.

Ohnehin bleibt Baumann optimistis­ch: Brasilien sei ein Einmaleffe­kt, bei Monsanto komme man gut voran. „Wir machen Fortschrit­te in der Diskussion mit den Regulierun­gsbehörden und liegen im Zeitplan.“Bayer hält am Ziel fest, den Deal bis Jahresende zu vollziehen.

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