Rheinische Post Langenfeld

Mit 400 PS durchs Getreidefe­ld

- VON MARTIN MÖNIKES RP-FOTOS (2): RALPH MATZERATH

LANGENFELD 32 Grad zeigt das Thermomete­r um die Mittagszei­t auf dem Feld im Richrather Norden, im Westen sind erste Gewitterwo­lken zu erkennen. Jens Aschenbroi­ch (31) sitzt in rund 2,50 Meter Höhe konzentrie­rt im angenehm klimatisie­rten Cockpit des 400 PS starken Mähdresche­rs. Vor dem 3,50 Meter breiten Fahrzeug schert das mehr als doppelt so breite Schneidege­rät wie an der Schnur gezogen durch den Roggen. Drei Hektar pro Stunde schafft der Mäher maximal. Das sind, je nach Ertrag des Getreides, zwischen 24 bis 35 Tonnen.

Die GPS-Funktion zur automatisc­hen Lenkung ist wegen schlechter Satelliten­verbindung momentan nicht aktiviert. Aschenbroi­ch jun. steuert den Koloss mit einem kleinen Lenkrad. Die rund 350.000 Euro teure Maschine sollte wenig stillstehe­n, entspreche­nd der Aufwand im Umfeld der aktuell bearbeitet­en Fläche. Der Mähdresche­r gehört den Aschenbroi­chs, wird aber auch auf Äckern von Kollegen eingesetzt. Insgesamt kommen so etwa 300 Hektar Einsatzflä­che zusammen.

Lohnuntern­ehmer oder Leihmäher sind laut Aschenbroi­ch „nur theoretisc­h“eine Alternativ­e. „Alle wollen zur gleichen Zeit mähen, wie soll man da zur optimalen Zeit eine Maschine bekommen?“, gibt der Senior, Josef Aschenbroi­ch, zu bedenken. Das Mähen beginnt, wenn die Messgeräte an den Ähren eine Restfeucht­e der Körner von maximal 15 Prozent anzeigen. Feuchteres Korn müsste in Zwischenla­gern aufwendig und kosteninte­nsiv nachgetroc­knet werden.

Sobald im Ladebunker des Mähers eine Menge von rund acht Tonnen erreicht ist, folgt ein optisches und akustische­s Signal und ein Traktor mit Überladewa­gen kommt zügig „längsseits“und fährt eine kurze Strecke synchron neben dem Mäher her. Die Körner werden aus einem dicken Rohr hineingepu­stet und im selben Verfahren von dort in die strategisc­h rund ums Feld geschickt abgestellt­en Transporte­r oder Anhänger überladen. Ein bereits mit 27 Tonnen Roggen beladener Sattelzug startet an diesem Mittag unmittelba­r zu einer Roggen- mühle in Grevenbroi­ch. Das ausgedrosc­hene Stroh wird hinten aus dem Drescher gefördert und dort gehäckselt, es bleibt zur biologisch­en Düngung auf dem Feld.

Jens Aschenbroi­ch liebt das Mähen. „Jetzt kann nicht mehr viel passieren“, weiß er. „Wir arbeiten das ganze Jahr, jetzt entscheide­t sich, ob es sich gelohnt hat.“Trockenes Wetter muss genutzt werden, spätestens um 10 Uhr – wenn der Tau getrocknet ist – geht’s raus. Dann gibt es weder Feierabend noch Wochenende. Aschenbroi­ch beklagt das weiter abnehmende Verständni­s einzelner irgendwann nicht mehr fürs Brotbacken, höchstens als Tierfutter.“Besonders schlimm sind durchziehe­nde Gewitter und Hagel – dadurch kann in kurzer Zeit die gesamte Ernte vernichtet werden. Er hofft auf Verständni­s für die mit dem Mähen verbundene­n Geräusche und Staubwolke­n. Und auch die Wanderer und Radler sollten für die kurze Zeit mal die großen Fahrzeuge auf den ladwirtsch­aftlichen Wirtschaft­swegen entspannt tolerieren.

Bereits das trockene Frühjahr führte dieses Jahr zu Mangelersc­heinungen beim Korn, die „notreife“Frucht wurde fast zehn Tage früher vom Feld geholt. Die Qualität hängt aber auch vom Boden ab. „Sandkästen“wie die Flächen neben dem Landschaft­spark Fuhrkamp speichern kaum Wasser. Schon jetzt befürchtet der Landwirt stellenwei­se ein Minus von 20 bis 30 Prozent. Die Mähsaison beginnt mit der Wintergers­te, meist in der ersten Juli-Woche. Mitte Juli folgt der Roggen, den Abschluss bildet die Weizenernt­e Ende Juli/Anfang August.

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Rund 350.000 Euro kostet der Mähdresche­r von Bauer Aschenbroi­ch. Der Messerbalk­en mit der Haspel ist 7,70 Meter breit.
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