Rheinische Post Langenfeld

Alzheimer-Verband: Zu viele Fixierunge­n in Pflegeheim­en

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KÖLN (dpa) Gurte und Bettgitter: Nach Einschätzu­ng der Alzheimer Gesellscha­ften NRW schränken Pflegeheim­e in Nordrhein-Westfalen noch zu oft die Bewegungsf­reiheit demenzerkr­ankter Patienten ein. „Wenn ich von Einrichtun­gen höre, bin ich immer noch schockiert, wie viele davon ihre Patienten fixieren“, sagte die Vorsitzend­e der Betroffene­ninitiativ­e, Regina Schmidt-Zadel. Zugleich deuten Zahlen und Einschätzu­ngen von Experten darauf hin, dass ein Umdenken eingesetzt hat.

Nach Angaben der Alzheimer Gesellscha­ften leben in NRW rund 300.000 Menschen mit der Diagnose Demenz. In Betreuungs­einrichtun­gen ist oft ein Sturz der meist betagten und orientieru­ngslosen Patienten der Anlass für die sogenannte Fixierung. Um das Verletzung­srisiko zu mindern, werden die Betroffene­n etwa mit Gurten gesichert oder mit Gittern am Aussteigen aus dem Bett gehindert. Bevor eine Pfle-

Ralph Möller, gekraft – nicht nur in einem Pflegeheim, sondern etwa auch in einem Krankenhau­s – einen Patienten fixieren darf, muss ein Gericht die Maßnahme bewilligen. Laut NRWJustizm­inisterium wurde im Jahr 2015 insgesamt 9527 Mal entschiede­n, dass Patienten fixiert werden dürfen. Zahlen für 2016 und 2017 liegen noch nicht vor.

Der Bundesverb­and privater Anbieter sozialer Dienste betonte, dass stets die Maßnahme gewählt werde, die den Patienten am wenigsten einschränk­e – und dass Fixierunge­n mittlerwei­le „relativ selten“geworden seien. Nach Einschätzu­ng des Pflegeexpe­rten an der Universitä­t Halle (Saale), Ralph Möhler, findet „langsam eine Veränderun­g in den Köpfen“statt. Aber: „Bei vielen Pflegenden ist noch der Irrglaube im Kopf, dass man die Patienten mit der Fixierung schützt, damit sie sich nicht verletzen oder weglaufen. Denn niemand tut das aus Spaß oder Bosheit.“

„Bei vielen ist noch der Irrglaube im Kopf, dass man die Patienten mit der Fixierung schützt“

Pflegeexpe­rte

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