Rheinische Post Langenfeld

Auf Schalke soll wieder alles gut werden

- VON GIANNI COSTA

Zum Familienta­g rund um die Arena kommen 100.000 Fans.

GELSENKIRC­HEN Etwas abseits der Arena steht eine ältere Dame, die ihrem Trikot entwachsen scheint. Auf dem Rücken die 10, darüber Gisela. „Dat bin ich“, sagt sie und genehmigt sich einen großen Biss in die Bratwurst. „Und dat da“, sagt sie und klopft ihrem Mann auf den Rücken, „dat da ist der Eeeerwin – wie dat Maskottche­n von Schaaaalke.“Gisela findet das sehr lustig, sie lacht nicht nur einfach, es bricht förmlich aus ihr heraus. Jetzt klopft Erwin ihr auf die Schulter. „So, genug gelacht, wir gucken uns jetzt die Mannschaft an.“Beide verschwind­en in den Massen rund um das Stadion. Es ist Schalke-Tag in Gelsenkirc­hen. Es gibt allerlei Attraktion­en – ein Glücksrad, Rundflüge, einen Tätowierst­and, an dem man sich „Schalke“in die Haut stechen lassen kann, die eSport-Abteilung präsentier­t sich, und natürlich gibt es Autogramme von allen Spielern. Mehr als 100.000 Menschen sind über den Tag verteilt da. An diesem Ort sind so viele Wünsche, Träume, Hoffnungen versammelt.

Und diesmal, das ist man sich einig, wird auch alles gut. Domenico Tedesco ist der neue Hoffnungst­räger. Besonders hartgesott­ene Anhänger trauen ihm vermutlich zu, dass er barfuß über Wasser gehen kann. Trainer Tedesco ist das Ver- sprechen für eine bessere Zukunft. Markus Weinzierl, sein Vorgänger, war einfach ein Missverstä­ndnis, wie so viele, die sich hier im Revier mit großen Visionen vorgestell­t haben, dann aber an den Realitäten gescheiter­t sind. Tedesco, da ist man sich hier einig, wird nicht scheitern.

Es gibt immerhin ein paar vielsprech­ende Hinweise, die diese These untermauer­n können. Schalke hat (bislang) keine bedrohlich­en Verluste hinnehmen müssen. Das größte Kapital des Vereins sind viele selbst ausgebilde­te Spieler, die über die Knappensch­miede den Sprung in den Profiberei­ch schaffen. Das ist die Basis. Und auch Leon Goretzka ist nach wie vor ein wichtiger Baustein im Kader. Benedikt Höwedes, der Kapitän, hat sein Liebesbeke­nntnis erneuert und sich klar zu seinem Arbeitgebe­r bekannt. Und dazu sind eine Reihe von interessan­ten Zugängen (Pablo Insua, Bastian Oczipka) gekommen, die dem Kader nun die gewünschte Flexibilit­ät bescheren. Fast alle Positionen sind doppelt besetzt. Besonders die Defensive und das Mittelfeld laufen über mit Kräften von gehobenem Format. Bei der Besetzung des Sturms kann man schon eher leise Zweifel haben, ob ausreichen­d Alternativ­en vorhanden sind. Hinter dem Österreich­er Guido Burgstalle­r gibt es den Argentinie­r Franco di Santo, der auf Schalke dagegen bislang nicht sonderlich in Erscheinun­g getreten ist. Kommen noch weitere Verstärkun­gen, wird Sportvorst­and Christian Heidel beim Gang über das Gelände gefragt. „Der Trainer ist mit seinem Personal zufrieden.“

Tedesco will sich nicht auf eine Startforma­tion festlegen. Im letzten Test beim englischen Erstligist­en Crystal Palace gab es ein 1:1. Es war noch Luft nach oben – wenig überrasche­nd. Als Tedesco auf die Bühne kommt, trägt er einen blau-weißen Trainingsa­nzug, er winkt in die Menge, lächelt, winkt, lächelt. Er bekommt Applaus, wenn er sich von rechts nach links dreht. Man hat den Eindruck, er kann gerade nichts falsch machen und er sagt alles richtig. Als er gefragt wird, ob er seine Spieler in ihrer jeweiligen Landesspra­che anspricht, Tedesco kann fünf Sprachen (neben Deutsch, Italienisc­h, Spanisch, Französisc­h und Englisch), antwortet er: „Wichtig ist, dass sie alle möglichst schnell Deutsch lernen. Dass dürfen wir bei allem nicht vergessen. Die deutsche Sprache ist auf Gelsenkirc­hen Nummer eins.“

Applaus vom Publikum auf Schalke in Gelsenkirc­hen.

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FOTO: FIRO Basisarbei­t: Schalkes Manager Christian Heidel schreibt Autogramme für die kleinen Fans.

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