Siebenkämpferin Schäfer gewinnt Silber
LONDON (sid) Carolin Schäfer schlug die Hände über dem Kopf zusammen, der Frankfurterin kullerten nach dem Wettkampf ihres Lebens Freudentränen über das Gesicht: Mit 6696 Punkten hat die Siebenkämpferin Silber bei der WM gewonnen. Ausgelassen feierte die 25-Jährige den größten Triumph ihrer Karriere mit der schwarz-rotgoldenen Fahne über den Schultern, die Olympiafünfte von Rio hatte dem deutschen Team an der Themse damit die erste Medaille gesichert.
Schäfer musste sich nach zwei kräftezehrenden Tagen nur Topfavoritin Nafissatou Thiam geschlagen geben, die Olympiasiegerin aus Belgien sicherte sich Gold mit 6784 Zählern. Dritte wurde Anouk Vetter aus den Niederlanden (6636). Die Frankfurterin Claudia SalmanRath, WM-Vierte von 2013, wurde mit 6362 Punkten Achte.
Vor sechs Jahren hatte Jennifer Oeser zuletzt eine WM-Medaille im Siebenkampf für Deutschland gewonnen, die Leverkusenerin bekam gestern bei einer nachträglichen Siegerehrung Silber überreicht – nachdem die Russin Tatjana Tschernowa des Dopings überführt worden war.
Schäfer war mit Selbstvertrauen nach London gereist und ließ sich auch von kleineren Rückschlägen nicht aus der Bahn werfen. Nach der Einstellung ihrer Bestleistung im Hochsprung (1,86 m) und einer neuen Bestmarke mit der Kugel (14,84 m) hatte sie den ersten Tag als Führende beendet.
„Ich habe eine super gute Basis gelegt“, sagte Schäfer, die Anfang 2015 mit dem tragischen Unfalltod ihres Freundes einen persönlichen Schicksalsschlag verarbeiten musste, danach: „Ich schaue auf mich und schaue dann vor den 800 Metern, wen ich im Auge behalten muss.“Gesagt, getan. Schäfer hielt dem Angriff von Vetter stand. Und weinte anschließend hemmungslos vor Glück.
Nur Thiam war eine Klasse für sich. Die 22-Jährige hatte schon in Götzis mit 7013 Punkten als erst vierte Athletin der Geschichte die 7000er-Marke geknackt.