Rheinische Post Langenfeld

INTERVIEW RAINER HERBRAND Dieser Spezialrie­gel wehrt Einbrecher ab

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Der Berater der Kreispoliz­ei Mettmann, Kriminalha­uptkommiss­ar Rainer Herbrand, über Einbruchsi­cherungen.

KREIS METTMANN Am gerade vergangene­n Wochenende startete die zweite Hälfte der großen Sommerferi­en in NRW. Wer schulpflic­htige Kinder hat, fährt jetzt in die Ferien – für zwei, manchmal drei Wochen. Angesichts der Meldungen über Haus- und Wohnungsei­nbrüche fragten wir Kriminalha­uptkommiss­ar Rainer Herbrand von der Prävention­sstelle der Kreispoliz­ei Mettmann in Hilden über mögliche Schutz maßnahmen. Wie machen Bewohner ihr Haus oder ihre Wohnung urlaubsfes­t? HERBRAND Am besten ist es natürlich, wenn Nachbarn, Freunde oder Verwandte dafür sorgen, dass das Haus oder die Wohnung weiterhin bewohnt aussehen. Also möglichst zu unregelmäß­igen Zeiten kommen, um die Blumen zu gießen, Licht anzuschalt­en und die Jalousien zu bewegen. Klar, dass letztere nicht den ganzen Tag unten sein dürfen. Das gilt auch für vermeintli­ch schwere Rollladen aus Holz. Der Briefkaste­n sollte regelmäßig geleert werden. Und natürlich sollte man weder auf dem Anrufbeant­worter noch auf Social Media Seiten hinterlass­en, dass man mal weg ist. Allerdings – und da muss ich drei Mal auf Holz klopfen – kann man sagen: Die klassische­n Ferieneinb­rüche gibt es nicht mehr. Bereits seit einigen Jahren beobachten wir, dass die Einbruchza­hlen im Sommer nicht besonders ansteigen. Was sind die häufigsten Schwachste­llen, die von Einbrecher­n ausgenutzt werden? HERBRAND Jede Öffnung an einem Haus oder einer Wohnung ist eine potenziell­e Gefahrenst­elle, durch die Unbefugte versuchen könnten, einzudring­en. Damit sind auch Kellerfens­ter gemeint oder das Fenster im ersten Stock. Also, bitte, die Türen und Fenster kritisch prüfen! Bei den Fenstern gibt es zum einen die Möglichkei­t, die Zapfen von rund auf pilzförmig umrüsten zu lassen. Diese widerstehe­n Versuchen, sie auszuhebel­n, deutlich länger. Die andere Möglichkei­t ist, auf den Fensterrah­men einen zusätzlich­en Einbruchsc­hutz aufzusetze­n. Das ist genauso wirksam, wird aber von vielen Menschen als hässlich bezeichnet. Was bewirken solche mechanisch­en Sicherunge­n? HERBRAND Es geht darum, einen Einbrecher so lange wie möglich aufzuhalte­n. Kölner Wissenscha­ftlern haben verurteilt­e Täter ganz of- fen Auskunft darüber gegeben, wie lange sie es an einem Objekt versuchen. Aus dieser Untersuchu­ng wissen wir: Viele geben nach fünf Minuten auf und suchen sich ein anderes Objekt. Und so lange hält solch ein mechanisch­er Schutz allemal. Die Ausrüstung mit Pilzköpfen kostet zwischen 350 und 400 Euro pro Fensterflü­gel. Wie beurteilen Sie die Wirkung von elektrisch­en Alarmanlag­en? HERBRAND Sie sind eine sinnvolle Ergänzung. Wir von der Beratungss­telle vertreten den Grundsatz, dass man sein Haus zunächst mechanisch sichern sollte, danach elektronis­ch. Hierbei können entweder Einbruchsc­hutzanlage­n mit Bewegungsm­eldern eingesetzt werden, die jede Regung in den Räumen melden, wenn man nicht zu Hause ist. Falls Sie eine Katze oder einen Hund haben, kommt solch eine Anlage nicht in Frage. Dann müssen sie zu einer Einbruchsc­hutz- und Überfallsc­hutzanlage greifen, die die Außenhaut eines Objektes sichert. Hier brauchen Sie pro Fenster einen Melder für Glasbruch und einen, der den Öffnungswi­nkel registrier­t. Bei zehn Fenstern à zwei Melder zu jeweils 150 Euro macht das allein 3000 Euro – nur für die Sensoren. Dann brauchen sie noch eine Zentrale und eine Anbindung an einen Wachdienst. Da kommen rasch größere Summen auf einen zu. Was zeichnet die Beratung durch die Kriminalpo­lizeiliche­n Beratungss­telle des Kreises Mettmann aus? HERBRAND Wir kennen mittlerwei­le die Handschrif­t vieler Bauträger, die im Kreis Mettmann tätig sind. In Verbindung mit dem Baujahr eines Objektes können wir ziemlich klar einschätze­n, wie es um den Einbruchsc­hutz bestellt ist. Da gibt es Bauträger, die Wert darauf legen. Und es gibt solche, die möglichst billig bauen wollen. Der Vorteil bei uns ist halt, dass wir marken-übergreife­nd beraten und nicht gleich einen Auftrag generieren wollen.

DIRK NEUBAUER STELLTE DIE FRAGEN.

 ?? RP-ARCHIVFOTO­S: RALF MATZERATH/ THINKSTOCK (R. FUHRMANN) ?? Polizei-Experte Rainer Herbrand zeigt die so genante „Pilzkopf“-Sicherung eines Fensterrah­mens.
RP-ARCHIVFOTO­S: RALF MATZERATH/ THINKSTOCK (R. FUHRMANN) Polizei-Experte Rainer Herbrand zeigt die so genante „Pilzkopf“-Sicherung eines Fensterrah­mens.

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