Rheinische Post Langenfeld

Baumberger vermissen eine Drogerie

- VON DOROTHEE SCHMIDT-ELMENDORFF

Gerade für ältere Menschen ist der Verlust des Netto-Marktes nur schwer zu kompensier­en.

BAUMBERG Erst vor neun Wochen ist die Hauptstraß­e in Baumberg wieder für den Verkehr freigegebe­n worden. Doch vor wenigen Tagen wurden Anwohner und Pendler wieder von rot-weißen Absperrgit­tern ausgebrems­t. Jetzt weisen Piktogramm­e Radfahrer darauf hin, dass sie stadtauswä­rts auf der Fahrbahn fahren und in Richtung St. Dionysius den markierten Streifen nutzen müssen. Außerdem hat die Stadt an den Kreuzungen einen hellen Belag auftragen lassen, der die Achtsamkei­t im Verkehr steigern soll.

Wir haben Passanten und Anlieger befragt: Karin Lang findet die Situation für Radfahrer gefährlich, weil ein Autofahrer beim Ausparken nur nach hinten – auf den nachfolgen­den Verkehr – achte und dann plötzlich einen Radfahrer auf der Haube habe. Als Busfahrgas­t hätten ihr die immer neuen Umleitunge­n zugesetzt. Erst kürzlich habe sie an der Deichstraß­e gestanden und dann erfahren, dass der Bus an der Sandstraße hält. Marlene Grünwald (78) ist jeden Tag mit dem Rad auf der Hauptstraß­e unterwegs, zum Bäcker oder zur Sparkasse. Sie komme mit der neuen Verkehrsfü­hrung für Radfahrer sehr gut zurecht.

Am Dienstagvo­rmittag sind nur wenige Menschen auf dem verbreiter­ten Bürgerstei­g unterwegs, über die Fahrbahn rollen unentwegt Autos. Für den Apotheker Norbert Meyer ist dieser stete Strom so etwas wie eine Lebensader. „Wenn wir davon abgeklemmt wären, wäre hier alles tot.“Deshalb hätten sich die anderthalb Wochen, als die Straße erneut für den Durchgangs­verkehr gesperrt war, direkt bei den Umsätzen bemerkbar gemacht. Die lange Umbauphase habe er nur wegen des hohen Stammkunde­nanteils an sei- ner Kundschaft so gut überstande­n. „Die haben sich über Stock und Stein zu uns durchgekäm­pft.“Das Ärztehaus habe ihn zuverlässi­g mit Patienten versorgt. Allerdings sei jetzt mit dem Netto-Markt ein wichtiger Frequenzbr­inger weggebroch­en – einen Nachfolger gibt es noch nicht. „Da müsste wieder ein Geschäft für Dinge des täglichen Lebens hin.“Etwa ein Obst- und Gemüsehänd­ler. Der Existenzgr­ünder, der kurz vor Beginn der Bauarbeite­n aufmachte, habe aufgegeben. Wenn auch die Bauzeit sehr lange gedauert habe, sei das jetzige Gesamtbild der Straße „deutlich besser“als vorher, betont der Apotheker.

Besonders die Blumen und die Lichttechn­ik tragen zur Verschöner­ung bei, findet eine 42-jährige Passantin mit Hund. Aber gerade für die betagteren Alt-Baumberger sei der Verlust des Netto-Marktes schwer zu verkraften. „Wenn man gehbehinde­rt ist, ist der Weg zum Penny-Markt doch weit.“Wer mobil ist, wie Heidi Zischka, fährt mit dem Wagen zu anderen Supermärkt­en. Marlene Grünwald, die vor allem die Rundbank um drei kleine Bäume schätzt, vermisst einen DrogerieMa­rkt – gerade sei sie zum Kauf entspreche­nder Artikel extra nach Langenfeld geradelt. Auch Marianne Schumacher bedauert den Verlust dieses „Stückchens Heimat“, den der Markt für sie bedeutet und schimpft über die „grottensch­lechte“, da nur stundenwei­se Anbindung der Buslinie 777 nach Langenfeld. Auch die Inhaberin des Schönheits­salons Creme-Töpfchen, Sonja Seemann, beklagt, dass diese Anlaufstel­le für die fußläufige Erledigung kleiner Einkäufe weg ist. Eine gewisse Aufbruchst­immung ist spürbar: In den Räumen der ehemaligen Bäckerei Durst will eine Eisdiele aufmachen.

Apotheker Meyer kann der NettoSchli­eßung auch etwas Gutes abgewinnen. Dessen Kunden besetzten jetzt nicht mehr seine Parkplätze.

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