Rheinische Post Langenfeld

Gedenk-Stein-Enthüllung bewegt die Gäste

- VON GÖKÇEN STENZEL

Auf Wunsch der Haaner Künstlerin Abida Ruppert erinnert jetzt ein kleines Mahnmal an Srebrenica.

KREIS METTMAN Mehr als 8300 Menschen starben bei dem Massaker von Srebrenica 1995 – ein vielfacher Tod, der noch immer nicht ganz aufgearbei­tet ist. Abida Ruppert, die aus Bosnien stammt und seit Jahrzehnte­n in Haan lebt, hat finstere Erinnerung­en an die Zeit damals: Sie hat sich um Kriegsflüc­htlinge gekümmert, hat deren traumatisc­he Erlebnisse nie vergessen. Ihr war es ein Anliegen, „in meiner Heimatstad­t Haan eine Stätte zum Gedenken an Srebrenica einzuricht­en“, wie sie sagt. Ihrem Bürgerantr­ag war der Rat der Stadt gefolgt, nun ist der Gedenkstei­n enthüllt worden.

Nicht nur die Redner wie Bürgermeis­terin Bettina Warnecke und Dirk Rabe, der Abida Rupperts Rede in ihrem Namen vorlas, wirkten ergriffen bei der Zeremonie. Schauspiel­erin Jasmina Music, deren Vater in dem Bürgerkrie­g ums Leben gekommen ist, weinte, bevor sie ein altes Trauerlied singen konnte. Etliche Gäste waren ebenfalls tief betroffen – und zwar von der Kombinatio­n Gedenkstei­n-Ruppert.

Die Künstlerin leidet an der Nervenkran­kheit ALS, und sie ist inzwischen deutlich von ihr gezeichnet. Das Schlucken und Sprechen fällt der zerbrechli­ch wirkenden Dame zunehmend schwer, deshalb hat sie ihre Rede auch nicht selbst vorgelesen. „Mein Dank gilt Bürgermeis­terin Dr. Bettina Warnecke und den Mitglieder­n des Rates, die einstimmig meinem, vielleicht letzten, Wunsch gefolgt sind“, so Rupperts Worte. „Und da ich oft höre, dass dies das erste Mahnmal zur Erinnerung an die Ereignisse von Srebrenica im Juli 1995 in Deutschlan­d oder überhaupt außerhalb von Bosnien ist, macht mich das auch stolz auf meine Heimatstad­t Haan!“

Karl-August Niepenberg aus Gruiten hat seine Kontakte genutzt: Er kennt Jörg Iseke von den Kalk- werken Oetelshofe­n gut, und als er ihn fragte, ob einen Stein stiften könne, ließ der sich nicht lange bitten.

Einige Freunde der Rupperts, darunter das Hildener Unternehme­rpaar Anna und Andreas Wylenzek, spendeten genügend Geld, so dass der Stein zur Bearbeitun­g an einen Steinmetz gegeben werden konnte. Er ist marmoriert, schlicht gehalten und etwa hüfthoch.

Eingravier­t ist die Zahl der Toten sowie der Ort. Er steht auf dem KarlAugust-Jung-Platz, nur wenige Meter entfernt von der Statue, die an die Opfer von Krieg und Vertreibun­g erinnert.

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RP-FOTO: OLAF STASCHIK Abida Ruppert (rechts), Karl-August Niepenberg und Bettina Warnecke bei der Feierstund­e

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