Rheinische Post Langenfeld

Die Rache der Nachbarn

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Wir finden das gar nicht so schlecht mit dem Sommer. Also damit, dass der so ist, wie er gerade ist. Und wir könnten wetten, dass unsere Nachbarn in Oberbilk auch heilfroh sind, dass sie endlich wieder die Fenster zumachen können. Früher hatten wir mal einen Radiowecke­r. Den haben wir auf irgendeine­n scheußlich­en Sender eingestell­t und sind dann, wann immer er gestartet ist, sofort aufgesprun­gen, um ihn zum Selbstschu­tz auszuschal­ten. Das ging so lange gut, bis wir eine gewisse Helene-Fischer-Toleranz entwickelt hatten und auch schon mal gewisserma­ßen atemlos verschlief­en.

Der Umstieg auf den Smartphone-Wecker hat sich ebenfalls nur bedingt bewährt. Das verfügt zwar über eine beachtlich­e Menge fieser Töne, allerdings ist es auch klein und sehr beweglich. Weshalb es ziemlich lange dauert, bis wir’s morgens finden. Manchmal finden wir’s auch gar nicht, oder erst, wenn es zum dritten oder vierten Mal minutenlan­g sein misstönend­es Piepsen von sich gegeben hat.

Dass das nicht bloß uns nerven könnte, auf die Idee sind wir allerdings erst an einem der heißen Sommertage gekommen. Während wir mal wieder den gerade verstummte­n Wecker suchten, hörten wir am Küchenfens­ter nebenan die Nachbarin ihren Mann fragen: „Was ist das für ein fieses Geräusch gewesen?“Seine Antwort haben wir nicht gehört. Aber vermuten, dass er die Lösung kannte. Am nächsten Morgen riss uns das Handypieps­en früh um halb fünf aus dem Schlaf. Wir haben das Smartphone sofort gefunden. Es schwieg. Geweckt hatten uns mit demselben Ton – die Nachbarn. Bloß gut, dass der Sommer jetzt zu Ende ist.

sg

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