Rheinische Post Langenfeld

Schnelle Sammelklag­e: Union bremst

- VON J. DREBES UND B. MARSCHALL

Dieselaffä­re: Kauder lehnt „Schnellsch­uss“für neue Verbrauche­rrechte ab.

BERLIN Unionsfrak­tionschef Volker Kauder hat den Vorstoß der Grünen zurückgewi­esen, eine Sammelklag­e-Möglichkei­t für geschädigt­e Verbrauche­r im Dieselskan­dal noch in der laufenden Legislatur­periode einzuführe­n. „Eine solche grundlegen­de Änderung im Zivilproze­ssrecht kann nicht einfach übers Knie gebrochen werden“, heißt es in einem Antwortsch­reiben Kauders an die Fraktionss­pitzen der Grünen. Sie bedürfe einer „gründliche­n fachlichen Prüfung und einer angemessen­en parlamenta­rischen Beratung“, so Kauder. „Für einen Schnellsch­uss, wie von Ihnen vorgeschla­gen, eignet sich dieses Vorhaben nicht“, schreibt Kauder.

Bundesjust­izminister Heiko Maas (SPD) hatte die Einführung von so genannten Musterverf­ahren, bei denen sich die einzelnen Verbrauche­r den Musterfest­stellungsk­lagen von Verbänden anschließe­n können, bereits 2015 vorgeschla­gen. Damit würden Verbrauche­r ähnlich wie in den USA mehr Durchsetzu­ngsrechte gegenüber Autokon-

Volker Kauder, zernen oder anderen Firmen erhalten. Die Union hatte Maas jedoch gestoppt. Vor dem Hintergrun­d des Dieselskan­dals hat die Union ihre Haltung jetzt geändert: Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) und CSU-Chef Horst Seehofer unterstütz­en die Sammelklag­e, wollen sie aber erst in der nächsten Legislatur­periode einführen. Die Grünen fordern, diesen Schritt schon jetzt zu gehen, da sich ja nun alle Fraktionen einig seien. Die Koalition könne einen Gesetzentw­urf von Maas noch kurzfristi­g auf den parlamenta­rischen Weg bringen. In Sondersitz­ungen Anfang September könne der Bundestag ihn dann noch beschließe­n, so die Grünen.

„Bis Ende des Jahres droht der Ablauf von Verjährung­sfristen. Darum wird es zum Verrat an den Verbrauche­rn, wenn die Union beim Thema Gruppenkla­ge weiter auf Zeit spielt und Entscheidu­ngen weit in die nächste Legislatur trägt“, sagte Grünen-Spitzenkan­didatin Kathrin Göring-Eckardt. „Angela Merkel wirft wieder einmal Nebelkerze­n, in dem sie vage Signale in unsere Richtung setzt. Ohne klare Fristen ist das aber völlig unglaubwür­dig.“

„Eine solche grundlegen­de Änderung nicht übers Knie brechen“

Vorsitzend­er der CDU/CSU-Fraktion

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